In Zeiten von Corona ist man froh, wenn man irgendwas spielen kann. Und der TSV Angermünde ist, zumindest nach Kenntnis des Schachkids, der erste Schachverein im Großraum Berlin-Brandenburg, der sich traut, ein kleines Turnier auszurichten.
Es geht um das Peter Schröder Memorial im Blitzschach. Wobei Blitzschach leicht übertrieben ist, pro Partie sind 10 Minuten Bedenkzeit angesetzt. Peter Schröder war wohl ein lokal bekanntes Unikum sowohl in der Schachszene als auch sonst in der Stadt. Der Landesschachbbund Brandenburg hatte im Jahr 2019 einen Nachruf veröffentlicht. Offenbar war Peter Schröder ein Mann, wie es sie so oft gibt, die durch ihr ehrenamtliches Wirken die lokale Schachszene zusammenhalten.
Das erste Turnier seit Februar auf Brandenburger Boden – da steht das Schachkid sogar um 5.00 Uhr auf, verlässt um 6.30 Uhr das Haus und sammelt noch den CM und den künftigen FM ein. Vor Ort, man ist pünktlich, was der CM kaum glauben kann, sind wahre Volksmassen anwesend, darunter sogar ein FM, Spieler aus Rostock und Torgelow. Die hatten auch lange Wege. Aber man ist ja froh, wenn man irgendwas spielen kann.
Der Schiri trägt ein Schild. Im Raum ist Maske zu tragen, am Brett nicht. Und wie so oft ist zu beobachten, dass viele das Thema Maske nicht verstanden haben. Einige Männer lassen die Nase frei. Eine offenbar anwesende Mutter bedeckt sich nur das Kinn und ein Senior trägt die Maske auf der Glatze.
Die ersten Runden laufen gut für das Schachkid. Zwei Senioren müssen dran glauben. Beide habe zugebenermaßen ein wenig Probleme mit der Zeit und das Schachkid drückt sie über Selbige. Aber einer war matt, der zweite Senior hatte allerdings die Qualität mehr.
Das Schachkid hofft nun darauf, in der dritten Runde gegen den CM oder den künftigen FM zu spielen. Wird leider nichts, der künftige FM hockt am Brett 2, der CM am Brett 4 und das Schachkid mittendrin. Wenigstens sitzt das Schachkid mittendrin.
Der Gegner nun hat eine andere Spielklasse wie die beiden Senioren. Das Schachkid wird gnadenlos überspielt und lässt zu allen Überfluss noch die Dame stehen. Nicht besser läuft es eine Runde später gegen den Eberswalder Detlef Zoll. Dieser hat einen Abzug drin, der auch die Dame kostet.
Dem Schachkid hungert es, im Spiellokal gibt es nichts zu essen. Google wird nach einem Bäcker befragt und schickt das Schachkid erst einmal 300m in die falsche Richtung. Das Schachkid will 6.000 Schritte pro Tag zurücklegen, aber das war nicht der Plan. Die Richtung korrigiert und das Stadtzentrum ist direkt um die Ecke. Vor dem Spiellokal angekommen und zwei verspeiste Brötchen und Würste später treten der CM und der künftige FM vor die Türe. Man habe Remis gemacht. „Schieber“ denkt das Schachkid, scheint aber wirklich ausgespielt zu sein.
Frisch gestärkt wird das Schachkid gegen Fabian Schmidt gelost. Der Berliner war vor einem Jahr noch sehr motiviert, sein Trainingseifer scheint aber etwas nachgelassen zu haben, was sehr schade ist. Das Schachkid greift wie wild an und opfert sogar eine Figur. Aber der Berliner erzwingt den Damentausch und das sind keine Figuren mehr zum Angreifen übrig.
Der künftige FM ist etwas zurückgefallen. Der CM spielt noch um den Titel mit, muss jetzt aber gegen den Favoriten FM Maximilian Mätzkow ran. Die Überraschung gelingt, der CM gewinnt nach hartem Kampf in der 6. Runde. Auch der künftige FM schließt wieder zur Spitze auf.
Das Schachkid wird derweil gegen einen Gegner gelost, dessen politische Ausrichtung dem Schachkid gar nicht gefällt. Verwiesen sei auf die drei Artikel auf dieser Seite aus dem Jahr 2019:
- Die Brandenburger Schachjugend und der Vorsitzende des AfD – Kreisverbandes Barnim Teil 1
- Die Brandenburger Schachjugend und der Vorsitzende des AfD – Kreisverbandes Barnim Teil 2
- Die Brandenburger Schachjugend und der Vorsitzende des AfD – Kreisverbandes Barnim Teil 3
Das Schachkid weigert sich, gegen diesen Menschen zu spielen. Der Schiri spricht das Schachkid an und meint, Schach und die politische Meinung des Gegners seien doch zwei verschiedene Paar Schuhe. Das meint das Schachkid nicht und ist ganz klar der Meinung, dass man gegen rechte Umtriebe angehen und streiken muss, wo es nur geht.
Die siebte Runde wird dann wieder erfreulicher. Der Gegner scheint ein vernünftiger Mann und lässt sich vom Schachkid schnell überrennen. Da ist das Schachkid mit 3 Punkten aus 6 Partien so halb zufrieden. Zweimal die Dame stehen lassen, das hätte nichts sein müssen.
Hochzufrieden ist der CM, der den Siegerpokal mit nach Hause nimmt. Mit 6 aus 7 ist er punktgleich mit FM Maximilian Mätzkow, der auf dem 2. Platz landet. Auf dem 3. Platz findet sich der künftige FM wieder. Der auf der Heimfahrt noch eine Burger gewinnt, weil er weiß, dass Kanada und Amerika fast gleich groß sind. Und dabei war sich das Schachkid bei dieser Wette so sicher…
Ein nettes Turnier, schön mal wieder zu spielen. Auch wenn das Schachkid das nächste Mal nicht wieder für ein Turnier um 6.30 aus dem Haus gehen wird.