Als Reaktion auf die Kommentare zum Artikel “2. Internationales Emanuel Gedenkturnier”, welche sich mit der politischen Ausrichtung eines Sponsors und dem Thema Politik und Sport auseinander setzten, folgte nun am 6.10.2019 eine Stellungsnahme der Brandenburger Schachjugend auf deren Seite, veröffentlicht am 6.10.2019,
„Politik in der Schachjugend
Nach der Veröffentlichung meines Berichts “2. Internationales Emanuel Gedenkturnier” wurde eine Diskussion über Politik in der Schachjugend los getreten. Uns erreichten mehrere Nachrichten, welche uns auf die politische Aktivität unseres Sponsors hinwiesen.
Zunächst möchte ich mich bei den Beteiligten für ihre konstruktiven Beiträge bedanken, denn es ist für eine Organisation wichtig, solche Grundsatzfragen zu klären. Dementsprechend dient dieser Beitrag einer Positionierung unsererseits.
Es ist eine wichtige Frage wie und ob wir uns positionieren wollen oder nicht. In unseren Augen ist es extrem wichtig, dass sich Jugendliche über die politischen Geschehnisse neutral informieren, um sich am Ende eine begründete Meinung zu bilden. Diese Meinung spiegelt sich im späteren Verlauf in den Wahlen wieder, bei welcher Parteien gewählt werden, welche von der Verfassung als demokratisch legitim eingestuft werden. Genau hier sehen wir uns als öffentliche Organisation dazu bewegt, jede Art von politischer Orientierung zu akzeptieren, solange sie unseren demokratische Grundsätzen entspricht.
Wir wollen nicht in die Meinungsbildung unserer Jugend eingreifen, da wir nicht das Informationszentrum für solche Themen sind, stattdessen beschäftigen wir uns damit, schachliche Interessen unserer Mitglieder möglichst effizient und übergreifend zu befriedigen. Zu diesem Zweck nehmen wir Spenden von Leuten entgegen, die die schachliche Entwicklung unserer Mitglieder fördern wollen. Wir werden darauf achten, aus welcher politischen Richtung die Spenden kommen, allerdings wird nicht explizit darauf hingewiesen und es wird auch sonst keinen Einfluss auf die Entgegennahme oder Verwendung des Geldes haben.
Die Kritik hat sich hauptsächlich an einer Spende eines Fördervereins gewandt, dessen Vorsitzender eine rechtsorientierte Gesinnung vertritt. Hier bitte ich darum den immens wichtigen Unterschied zwischen rechts-konservativ und rechts-extrem zu beachten. Eine rechts-konservative Meinung zu vertreten ist legal, genauso wie eine links-konservative Meinung. Rechtsextremismus ist illegal und sollte bekämpft werden. Solange eine rechts-konservative Einstellung kritisiert wird ist das erlaubt, allerdings ist diese Kritik nur eine von vielen politischen Meinungen, die allesamt toleriert werden.
Der Jugendsprecher und der Jugendwart haben ebenfalls eine Meinung, allerdings wird diese nicht preisgegeben und hat ebenso keinen weiteren Einfluss auf unsere Arbeit, weswegen wir uns als Repräsentanten von Jugendschach in Brandenburg nicht politisch positionieren wollen, da wir eine gewisse Verantwortung haben und wir diese als missachtet einstufen, wenn wir die Meinungen unsere Jugendlichen beeinflussen. Aus diesen Gründen lehnen wir eine Positionierung unserer Organisation prinzipiell ab!
Aaron Matthes, Jugendsprecher“
Ich denke, dass hier durchaus kluge Gedanken geäußert werden. Die Jugend von heute ist durchaus politisch interessiert und nutzt die Medien, um sich eine Meinung zu bilden. Die Schachjugend hat zum Ziel, das Schachspiel zu fördern, nicht die politische Meinung. Das ist richtig, dennoch kann ich diese Meinung nicht teilen. Jugend wird nicht nur durch Medien politisiert, sondern vor allem auch durch ihr Umfeld. Die Jugend sieht, hier sponsert jemand, der Mitglied einer Partie ist und sich poltisch betätigt. Eine Partei, die populistisch, mit Wollwollen als rechts konservativ oder mit weniger Wohlwollen sogar als Rechtsradikal gesehen werden kann. Zumindest etliche Äußerungen von Mitgliedern der AfD legen eine derartige Gesinnung nahe. Die Grenze zwischen rechtskonservativ und rechtsextrem ist dünn, die Afd hat sie belegbar oft schon durch Äußerungen ihrer Vertreter überschritten. Mir ist nicht bekannt, auf welcher Seite der Sponsor steht, da ich ihn nicht gut kenne und nur einige wenige Male persönlich begegnet bin.
Sollte eine Schachjugend, eine Organisation, die viel für die Jugend tut, aber auch auf sie einwirkt, ein derartiges Sponsoring nicht zumindest hinterfragen und kritisieren? Die Schachjugend versucht, eine neutrale Position einzunehmen. Keine Fragen zu stellen, sich hinter einer Neutralität zu verstecken, ist meiner Meinung genau das, was zum Dritten Reich mit bekannten Ausgang geführt hat. Es ist das gleiche Schweigen, dass auch heute den Rechtsextremisus schürt.
Es ist zu lesen, dass Jugendsprecher als auch die Jugendwartin eine Meinung haben, sich aber nicht positionieren möchten. Warum micht? Verortet man sich im ebenfalls im konservativen Politspektrum oder hat man Angst, einen Sponsor zu vergraulen? Es ist zu lesen, dass beide Funktionen eine Verantwortung gegenüber den Jugendlichen haben und diese nicht politisch nicht beeinflussen wollen. Ich denke, dass Gegenteil ist der Fall. Die Vertreter der Brandenburger Schachjugend verletzen Ihre Verantwortung, weil sie sich gerade nicht kritisch mit dem Sponsor von der AfD auseinandersetzen.
Verständlich ist, dass man Spenden annehmen will, wenn kaum Geld da ist. Schach ist nicht Fussball. Es gibt Kinder und Jugendliche, deren Eltern Anfahrten und teure Startgelder nicht zahlen können. Aber sollte sich hier ein Landesschachbund Brandenburg nicht Wege uberlegen, wie man an Geld kommen könnte. Jede X beliebige Spende anzunehmen, ist sicher auch eine Frage der persönlichen Werte. Und eine Frage der Werte, die man als Vertreter einer Organisation nach außen vertritt. Auch wenn es nur, oder weil es gerade ein Ehrenamt ist und man hier der Jugend ein Vorbild vorlebt.
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