20. Mai 2023

10. Potsdamer Sommeropen – Schachkid kann nach Hause gehen

Streng genommen wäre jetzt schon das 13. Potsdamer Sommeropen dran. Aber zwischendurch sorge ein Jahrbundertereignis, eine Pandemie namens Corona, für eine dreijährige Pause. 135 Teilnehmer haben den Weg nach Potsdam gefunden. Trotz des hohen Startgeldes von 50 €. Das unerklärlicherweise von 2019 bis 2023 von 40 auf 50 € gstiegen ist, sagenhafte 25 %. Soviel Inflation kann es gar nicht geben, wie das Schachkid bei der Vereinsführung schon kritisch anmerkte.

Das ist sowieso ein Trend, dass Schach spielen gefühlt zunehmend elitär wird. Waren vor 5  bis 10 Jahren noch Startgelder um die 20 € bis 30 € normal, findet man heute kaum noch ein Turnier zu diesen Konditionen. Die breite Masse geht mittlerweile bei 50 € los, 60 € und 70 € sind schon oft zu finden. Das geht in Ordnung, wenn denn auch die Spielbedingungen passen, man vielleicht in einem schönen Hotel in zentraler Lage sitzt. Oder, um ein negatives Beispiel zu nennen, sich für 75 € Startgeld beim 37. Äskulap-Turnier 2023  in Görlitz in einer piefigen Jugendherberge mit extrem beengten Platzverhältnissen wiederfindet. Also der dicke Doktor, nicht das Schachkid. Das Schachkid hat gleich gesagt – zu dem Startpreis geht das Schachkid lieber zweimal beim Schachwizard in dessen Arbeitsstätte speisen.

Für Speis und Trank sorgt diesmal der dicke Doktor mit dem Vereinschef und der Jugend. Der tapfere Doktor steht um sechs Uhr auf, steht bereits um 7.00 Uhr am Spiellokal, während der Rest erst um 7.30 Uhr eintrift. Bei 4 Grad Außentemperatur kann das Schachkid dem Doktor nur via Whats App tröstende Worte spenden.

135 Teilnehmer – das hätte das Schachkid nicht gedacht. Findet doch zeitgleich das Rudolf-Teschner-Gedenkturnier in Potsdam statt. Das hat immerhin zur Folge, das wenig Berliner und Titelträger in Potsdam spielen. Denn die spielen alle in Berlin. Und lässt den CM und den FM, beides Skatspielende Titelträger aus Potsdam, auf ein Preisgeld hoffen.

Hätte sich nicht noch kurzfristig mit IM Martin Brüdigam ein Potsdamer Gewächs USV Potsdam angemeldet. Er spielt zwar bei König Tegel, zählt aber als Potsdamer. Dieser IM ist sehr nett, das Schachkid hatte schon gegen ihn das spielerische Vergnügen. Die Frage ist, ob er noch in den Titelkampf eingreifen kann. Überraschenderweise kam er gleich in der ersten Runde nicht über ein Remis gegen den ganz jungen Arthur Dodul hinaus, der offenbar ein Riesentalent ist.

Jugend ist überhaupt viel da. An den Spitzenbrettern sitzt eigentlich nur Jugend, wenn man diese mal bis ca. 20 Jahre rechnet.

Das Schachkid hat noch keinen Zug gemacht und kann das Open eigentlich schon verlassen. Denn es hat einen Preis bekommen. El Presidente überreicht dem Schachkid eine riesige Flasche Sekt für eine 10malige Teilnahme. Bei 10 Teilnahmen ist das Schachkid stets hinten gelandet und hat auch seine DWZ nicht wesentlich gesteigert, das aber alles sehr konstant. Oder wie der CM anmerkte – Teilnehmen kann das Schachkid. Das war 2010 wirklich nicht  absehbar, als das Schachkid das erste Mal, damals noch wohnhaft in Fürstenwalde, teilnahm, mal nach Potsdam ziehen würde und beim Ausrichter gleich Mitglied wird.

Spielerisch kommt erstmal ein netter Schachfreund aus Solingen. Bei der Partieeingabe in Chessbase stellt das Schachkid erschrocken fest, dass der Gegner wohl im Jahr 2022 noch eine 2200 Elo hatte. Dann hat er offenbar richtig schlecht gespielt und verlor binnen kürzester Zeit 200 Punkte. Na gut, das ist dem Schachkid, auf niedrigeren Level, auch schon passiert.

Das Schachkid spielt Englisch, aber die Stellung ist komplex. Das Schachkid denkt sich, den Bauern auf d3, den kann man geben. Wenn man den gegnerischen Bauern auf b7 schlägt. Materiell ausgeglichen hängt plötzlich trotzdem alles. Dem Schachkid kommt es wie ein Wunder vor, dass sich die Stellung auf Krampf irgendwie zusammenhält und doch stabilisiert. Aber zum Schluss hat das Schachkid keinen Durchblick mehr und der Gegner gewinnt dann doch die Qualität. Zeit zum Mittag essen.

Zum Mittag wird in die Garage du Pont gedüst. Dies ist eine Tankstelle aus den 30er Jahren, die denkmalgeschützt saniert wurde, nun ein Restaurant beherrbergt und sich der Touristen erfreut, die hungrig von der Glieniecker Brücke kommen. Heute erfreut man sich am Männertag. Aus dem Auto sehen der CM, der Schachwizard und das Schachkid halbnackte Männer nur mit Lederrock bekleidet, die offenbar als römische Legionäre unterwegs sind. Dazu Männer auf Gefährten, vornehmlich Rädern, mal zusammen, mal einzeln, aber immer sehr merkwürdig.

Der Spargelflammkuchen überzeugt – der Gegner fast auch. Der Gegner überrascht mit 7.g4, tauscht aber falsch ab und lässt einen Bauern stehen, spielt aber im übrigen sehr aggressiv. Dem Schachkid gelingt es, die gegnerische Dame gegen zwei Türme abzutauschen. Das Endspiel ist ein Krampf. Das Schachkid hat keinen Plan und versucht einen Mattangriff. Das nutzt der Gegner, um seine beiden Türme auf die 7. Reihe beim Schachkid zu positionieren. Die Engine sieht ein Matt inn 28 Zügen. Der Gegner muss erfreulicherweise ohne Engine spielen und sieht es daher nicht. Dann gelingt doch der Abtausch und die Mehrbauern gewinnen.

Das Schachwizard sitzt schon auf dem Sofa, hört aber von externen Quellen, dass der bierselige Schachwizard den Laden aufmischt. Offenbar ist er gut dabei und will mit allen Anwesenden Fotos machen. Während der Ex-Schatzmeister des Vereines erneut beweist, dass die Webmasterfunktion seine Sache nicht ist und vverzweifelt versucht, die Auslosung online zu stellen.

Wahrlich ein würdiger Männertag…

2 Comments

  • Danke für die kritischen Worte zur Erhöhung der Startgelder.
    Kreuzberger Sommer 60,- Euro
    Der “neue” Lichtenberger Sommer 80,- Euro Startgeld (von 50,- 2019).
    Das hat keine Verhältnismäßigkeit mit der Inflation.
    Da werden in Zukunft einfach Leute ausgeschlossen.

  • Das stimmt, Schach wird auf diese Weise “elitär”. Manch einer wird sich eine Turnierteilnahme, gerade auch im Nachwuchsbereich, nicht mehr so einfach leisten können.

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