Nach dem Turnier ist vor dem Turnier. So steht nach dem Weihnachtsturnier in Bad Schwartau, einem überlebten Silvester und drei Arbeitstagen sogleich das nächste Turnier an, die Vorrunde zur Deutsche Amateurmeisterschaft in Potsdam. Mehr als 660 Spieler haben sich angemeldet. Was die Turnierleitung zum Anlass nimmt, 666 (Achtung, Zahl des Teufels) zu spendieren. Für jeden Teilnehmer eines. Neben 30kg Äpfeln pro Tag.
Das Schachkid hat es dieses Jahr in die Gruppe E verschlagen. Der Aufstieg in die Gruppe A muss wohl um mehrere Jahre verschoben werden. Das Schachkid ist sich nicht ganz sicher, was das Turnierziel ist. 5 Punkte und die Qualifikation wären schön. Aber dieses Turnier ist immer wie eine Wundertüte. Man geht rein und weiß nie, was raus kommt. Das einzige, was sicher ist. Ein Pott Kaffee kostet stolze 4,30 €. Das Parkhaus wartet nach 10h mit einer Gebühr von 18 € auf, das nennt das Schachkid sportlich.
Ausnahmsweise darf das Schachkid mal im großen Saal spielen. 140 Teilnehmer hat die Gruppe. Natürlich wird das Schachkid gegen einen Vereinskameraden gelost. Das wirklich hervorstechendeste und auch schöne Merkmal von Manfred ist sein wirklich hübscher fränkischer Akzent, den man in Preußen wirklich öfters hören müsste.
Leider läuft Manfred in die so ziemlich einzige Eröffnungsvariante rein, wo sich das Schachkid einigermassen auskennt. Der Bauernabtausch im Zentrum ist vermutlich eher nachteilig. Es droht allerhand und eine Figur wird gewonnen. Der schwarze König schwächelt etwas, sieht sich allerhand Fesselungen ausgesetzt und sinkt ermattet, nicht matt, darnieder.
Der Doktor knüpft nahtlos an, wo der bei der DSAM in Düsseldorf ausgesetzt hat. Er nullt durch. Die B-Gruppe ist offenkundig ein schweres Pflaster. Das Schachkid überlegt, einen Jeansladen zu testen, entscheidet sich aber für die Couch. Hier gibt es offenkundig Gelegenheit, die Zeitung zu lesen. Das Schachkid hat Aufholbedarf. Der Doktor kämpft sich derweil mit dem CM durch den Regen zum Aldi vor.
Nächste Runde, neues Glück. Die DSAM ist eine Wundertüte, die diesmal wundersamweise dem Schachkid einen amerikanischen Jugendlichen zulost, der keine Elo hat, dafür aber ganz gut spielt. Das Schachkid hat jedenfalls im Mittelspiel überhaupt keinen Plan, wie es mit der Stellung umgehen soll. Übrig bleibt ein Endspiel, in dem der Jugendliche einen Freibauern hat und zudem noch den Läufer. Das Schachkid sieht die Partie schon verloren und kann sich aber wundersamerweise, dieses Wort kann man nicht oft genug gebrauchen, ein Remis entgegen.
Die Frage ist, ob dies nun bodenlos, eherenlos oder gottlos ist. Neben dem Sofa steht eine Spielkonsole, an der sich die Jugend zu schaffen macht. Zeit für das Schachkid, einen kurzen Exkurs in Jugendsprache zu machen und neue Worte zu lernen. Mißtrauisch beäugt vom CM, der Deutschlehrer werden will, selbst aber Denglisch spricht. Und dem Schachkid versucht zu erklären, was Jingsen ist. Das Schachkid weiß es nach 5 Minuten Erklärung immer noch nicht.
Der Schachwizard hatte seine Ankunft angekündigt. Das Schachkid schaut daher während der Partie dreimal in der Hotelbar nach. Jedoch ist nichts zu sehen. Der Doktor nimmt die nächste Null gegen einen stärkeren Gegner mit, scheint aber nicht unzufrieden.
Nicht ganz einfach sind die Spielbedingungen im Spielsaal. Es ist ein zwiespältiges Thema, dies anzusprechen. Zwei Schachfreunde im Rolli spielen samt Betreuer mit. Es ist gut, das dies möglich ist. Gleichwohl geht das nicht ohne Probleme durch. Durch die Kommunikation mit dem Betreuer oder auch gesundheitsbedingt kommt es zeitweise zu einer erheblichen Geräuschkulisse. Was die eigene Konzentration enorm erschwert, wenn man in der Nähe sitzt. Dem Schachkid geht es nicht alleine so, wie irritierte, fragende, genervte Blicke, das Sprektrum ist breit, diverser Schachspieler rundherum zeigen.
Das Schachkid weiß nicht, wie das gelöst werden kann. Partizipation ist wichtig, keine Frage. Ruhe ist beim Schachsport aber eben auch essenziell und aufgrund der Umstände nun mal nicht möglich. Ein Konflikt, der kaum lösbar scheint…
Lösbar ist dann hoffentlich der zweite Turniertag, der Punkte bringt.
Ist denn Tag 2 ausgefallen 😉