So hat sich das Schachkid das vorgestellt. Am Freitag noch ein wenig arbeiten, danach zwei Stunden ruhen und zum Freundschaftskampf gegen Nauen fahren. Am Samstag die Wohnung aufräumen und Koffer packen und am Sonntag in Ruhe nach Pardubice fahren, um Abends ein Bier zu trinken und Knödel zu essen. Soweit die perfekte Welt…
Stattdessen benötigt der heimatliche Schachverein dringend Bier. Im Netto gegenüber dem Büro werden zwei Kästen eingeladen. Der Schachwizard ist in der Stadt unterwegs und droht, mit der Tram zu fahren. Das kann das Schachkid unmöglich zulassen. Was in der Tram alles passieren kann… Der Schachwizard stellt sich günstig am Bassinplatz auf. Das Schachkid versteht leider Luisenplatz und wundert sich, wo denn der Schachwizard ist. Auf der Avus ist eine Fahrraddemo unterwegs, die Autos stauen sich deswegen in Potsdam. Das Schachkid benötigt eine Stunde, ehe der Schachwizzard, der verzweifelt neben seiner Parkbank steht, die mittlerweile von einer dicken Frau blockiert wird.
Das Hotel ruft zwischendurch an. Man sei überbucht, habe aber noch ein Appartment frei. Man müsse sich nur das Bad teilen. Der Dr. Dave und das Schachkid sind sehr skeptisch
Bleiben noch 10 Minuten zum Kochen eines Kräutertees, ehe der Spanischlehrer Alberto aus Granada in Granada via Skype auf seinen Schüler, das Schachkid, zum Spanischunterricht wartet. Danach geht es weiter zum Verein, das Bier muss ausgeliefert werden. Nauen ist in Bestbesetzung zum Freundschaftskampf schon da. Nur der Gegner fehlt. Zur Rückrunde wird das Schachkid eingewechselt, es reicht zum Remis. Der Grillmeister des Vereins hat um 20.30 Uhr immer noch keine Steaks fertig. Das überaus hungrige und müde Schachkid fährt etwas unleidlich nach Hause. Soviel zum entspannten Abend.
Am Samstag wird der Dr. Dave erwartet, er will mit nach Pardubice. Der FM und der CM haben kurzfristig abgesagt, ihnen scheint das Risiko doch noch ein wenig hoch, was Corona angeht. Das Schachkid hält die Lage für vertretbar, wird aber bald eines Besseren belehrt. Der Schachwizard teilt dem Schachkid mit, er brauche einen Besen für den morgigen Arbeitsweg und seiim Übrigen am Abend anwesend. Der Dr. Dave habe das schon entschieden. Davon weiß das Schachkid zwar noch nichts, aber nun gut. Der später befragte Dr. Dave weiß davon auch nichts, aber der Schachwizard glänzt mit Anwesenheit. Was auch gut ist, da er mit seinem modischen Ambiente jeder Hütte noch einen eleganten Glanz verleiht.
Kurz vor Mitternacht und ein paar Bier und Wein später geht das Schachkid zu Bett, während der Rest der Anwesenden in der Küche einquartiert wird. Soviel zum ruhigen Abend, was aber nicht so tragisch ist. Am nächsten Morgen hat das Schachkid hart zu tun, während der Rest der Anwesenden auf dem Mobilar herum liegt. Der Schachwizard darf das, da er heute noch arbeiten muss. Der rundliche Dr. Dave hat nun aber wirklich keine Ausrede.
Einige Bratwürste und Bulleten später macht man sich auf dem Weg. Immerhin, man ist gerade einmal 30 Minuten unterwegs und landet gleich im Stau. Ist dann aber noch um 18.30 Uhr zu einer annehmbaren Uhrzeit in Pardubice da. Von einer Raststätte abgesehen, die doch sehr verranzt aussah und auf der das Schachkid lieber auf das Gas statt auf die Bremse trat und sich so den Unmut des Dr. Dave zuzog, verlief die Reise reibungslos. Google verortet an der Adresse des Hotels einen Erotikshop. Man fragt sich wie in analogen Zeiten zum Ziel durch.
Das Appartment ist auf dem ersten Blick ok, das Schachkid bleibt skeptisch und droht mit sofortige Rückreise. Essbares gibt es in der Sportsbar gegenüber. Service ist da praktisch nicht vorhanden. Der Kellner übt sich in Ignoranz, lässt seine Gäste bis zum Bringen der Speisekarte schonmal 10 Minuten warten. Abstand ist ein Fremdwort. Von der Maskenpflicht, die in Tschechien in Innenräumen Pflicht ist, ist wenig zu sehen. Knödel gibt es auch keine, der Burger im Laugenbrötchen reißt es nicht raus. Der Dr. Dave droht bei Rückreise des Schachkis Schlimmes an. Die Nacht muss die Entscheidung bringen.