Eun Turnier mit 9 Runden ist stressig, wenn es in fünf Tagen gespielt wird. Lucky und das Schachkid stehen um 6.00 Uhr auf, im Urlaub! Um 8.30 Uhr muss man da sein. Das Spiellokal liegt am Rand von Bratislava in einer Trabantenstadt, kein Hotel weit und breit ringsherum, nur Wohnblöcke im sozialistischen Design. Während man selbst in einem noblen Villenviertel residiert. Das Hotel reicht zum Frühstück mit Schinken und Käse überbackene Brötchen, Eierkuchen, Kuchen und auch sonst so manches. Da sagt das Schachkid nicht nein.
Das Turnier findet im Deutschen Haus statt, ein Kulturzentrum mit kleiner Bühne. Um die 80 Mann spielen mit. So sehr das Schachkid auch schaut, die Leute hier scheinen alle normal zu sein. Sogar die Schiris sind normal. Es geht halbwegs pünktlich los. Der Organisator schreibt nicht nur Bücher, die er verkauft, sondern reicht auch zu jeder Runde eine gratis Snackbar mit Äpfeln und Müsliriegeln.
Was für ein Unterschied zu Pardubice – der Gegner hat gleich eine 2000. Sehr gut spielt er aber nicht. Na gut, in der Eröffnung stellt das Schachkid einen Bauern ein. Und im Endspiel hätte der König nach h2 statt g2 gehört und dann wäre es noch gelaufen. Dafür brauchte der Gegner mit seiner Spielstärke aber dann doch recht lange. Offenbar spielt das Schachkid gegen starke Gegner besser als gegen Kinder.
Lucky lässt in der ersten Runde nichts anbrennen und gewinnt. Auch wenn er sich gegen das Kind doch ziemliich schwer tut. Zum Mittag essen muss man laufen. Einen Berg hoch, 10 Minuten! Alles liegt in Bratislava auf einen Berg, die man erlaufen muss. Das Schachkid wird hier echt gestraft.
Das Turnier kooperiert mit einem Hotel nebst Restaurant. Für 35 € im Voraus gibt es an fünf Tagen Mittag essen. Das Hotel arbeitet inklusiv, also mit geistig benachteiligten Menschen. Es gibt in einer Art Kantine nur ein Essen, aber das passt. Eigentlich passt es nicht. Das Schachkid möchte was vernünftiges zu Essen in einem vernünftigen Restaurant. Aber im Umkreis von 3 km gibt es nichts. Lucky möchte ausruhen. Das Schachkid hat noch einen Pub entdeckt, den es probieren will. Die Bedienung besteht nix. Das Schachkid bestellt eine Kofala und bekommt einen Kaffee. Lucky streicht die Seegel und stapft zum Spiellokal.
Nicht, ohne dem Schachkid vorher ausgiebig zu erläutern, dass der Südkoreaner vermutlich ein chinesischer Großmeister ist, der unter einem Pseudonym mitspielt. Titelträger sind rar in diesem Turnier. Ein IM, zwei FM und noch ein ACM, der aber im Grunde nicht zählt. Nein, diesen Titel will man nicht, das kann man nicht ernst nehmen.
Am Nachmittag wird in Bratislava fortgesetzt, wo man in Pardubice aufgehört hat, mit einem 10jährigen Kind. Der Turnierausrichter ist eine Schachschule, bei dem alle teilnehmenden Kinder eingeschrieben sind. Alle haben sie eine 1300, spielen aber klar stärker. Am Nebenbrett nimmt ein 10jähriger eine 1600 auseinander. Dem Schachkid geht es auch nicht besser. Obwohl es nicht schecht läuft und das Brett in Flammen steht. Man greift beiderseits an. Leider übersieht das Schachkid 25. Lxe6+ . Danach kann man die Partie vergessen.
Lucky verliert, aber er kann sich wenigstens mit einem starken Gegner schmücken. Hat man wenigstens Zeit, um noch im Hotel zu chillen. Man beschließt, lieber keine Experimente zu wagen und sucht das vertraute Brauhaus auf. Lucky will Rippchen, das Schachkid Entenkeule, man bestellt die gefüllten Klösse mit Mett vom Vortag. Noch 12 Klösse als Nachtisch pro Person, in Honog und Mohn gewälzt hinterher, Lucky sieht schwarz. Für seine Figur. Und äussert Empörung, dass keine Japanerin zur Verfügung steht. Das Schachkid widerspricht und verweist auf den Nebentisch, wo sich eine kleine dicke Japanerin soeben eine Schweinshaxe gönnt. Nein, das ist nicht das, was sich der Lucky vorstellt.
Man hat noch Zeit und erkundet die Innenstadt, die historisch und ausgesprochen hübsch ist. Es gibt viel historisches, einen Starbucks und Restaurants, die die üblichen Touristenfallen sind. Und einen Puff. Mitten im mittelalterlichen Zentrum in einem historischen Gebäude weist die Leuchtreklame auf echte Thaigirls und Special Massage hin, der Türsteher sieht kräftig aus. Lucky ist der Meinung, das Schachkid sei nicht die Zielgruppe, da der Türsteher das Schachkid nicht in den Puff zerren will. Das Schachkid ist anderer Ansicht, kauft aber lieber ein Bild bei “Zuzanna”.
Auf dem Heimweg kommt es, wie es kommen muss, man muss schon wieder einen Berg hoch. Lucky weigert sich, das Schachkid auf der Schulter zu tragen oder die 133kg Lebendgewicht wenigstens ein wenig anzuschieben. Mit einem Liter Bier im Kessel ist es erstaunlich schwierig, einen Berg hinauf zu kommen. Man überlegt, ob man am Wegesrand Japaner und Japanerinnen finden könnte, die man ins Hotel mitnehmen könnte. Man ist sich uneins, deshalb wird der dicke Doktor angerufen, um eine Meinung einzuholen. Der Doktor macht das einzig vernünftige, er geht nicht ran. Die Japanerdiskussion wird daher auf den nächsten Morgen vertagt!