Zweuter Turniertag, das Schachkid hat geschlafen wie ein Stein. Was vermutlich an diesen herben ostfriesischen Bier lag. Gefühlt ist hier alles etwas herber, das Wetter, die Menschen, das Bier, das Hotel… Obwohl dieses ganz schön und nur verwinkelt ist. Das Schachkid sucht im Erdgeschoss das Frühstück, was es aber im Gegensatz zum Restaurant in der zweiten Etage statt findet. Das Schachkid hechtet zum Fahrstuhl und sieht nur noch den 150kg Mann entschwinden, der keine Anstalten macht, die Aufzugstüre offen zu halten, sondern es vorzieht, alleine u fahren. Dabei sind die Aufzüge bis zu 400 kg zugelassen. Da wöre es zugegebenermmaßen schon knapp geworden, wenn das Schachkid dazu gestiegen wäre.
Das Schachkid hat schon wieder ein Turnier erwischt, wo es offenbar nur gegen Kinder gelost wird. Nach dem 13jährigen Buben gestern folgt nun eine junge Brasilianerin, die weder Elo noch eine DWZ hat, auch kaum Deutch spricht, aber in passablen Englisch sehr nett ist. Wie immer, wenn das Schachkid geistig einen schnellen Sieg eingeplant hat, geht es fürchterlich schief.
Läuft das Mittelspiel noch ganz passabel, sieht das Schachkid im Endspiel nur noch Bäume, aber keinen Wald mehr. Das Schachkid spielt zügig, was soll es bei den wenigen Figuren schon zu rechnen geben. Gibt es aber doch. Nach 26. a3 ist der erste Bauer weg, nach 32.Sc4 dann der zweite Bauer. Das Schachkid begibt sich übelgelaunt von dannen.
Die Röhrs machen es besser. Susi hat bis dato noch keine Partie verloren und Olli ist auf dem Weg an die Spitze. Später am Tag wird er am zweiten Brett im Turmendspiel mit zwei Mehrbauern einen IM zerlegen. Dafür braucht er zwar mehrere Stunden, das Schachkid hat da schon ein Schnitzelchen nebst Käsekuchen, Bier und einen Cognac intus, aber der Olli spielt hier bei dem starken Feld ganz vorne mit. Der wird nochmal FM, das Schachkid siehts schon kommen.
Ein Wort muss noch zum hiesigen Kellner gesagt werden. Die Frage nach einem Dessert verneint eher, kann aber Käsekuchen mit Mohn offerieren. Armagnac kennt er auch nicht, das Alter des Cognac weiss er nicht. Diesen seviert er aber kommentiert mit „Stößchen“. Das Schachkid ist umgehend geneigt, dies wörtlich zu nehmen und dem Kellner seine Zimmernummer zu offerieren.
Aber Mittags sitzt das Schachkid ja noch mit schlechter Laune im Hotelzimmer. 30 Minuten Fussmarsch an der frischen Luft nebst einer Folge des Podcasts „1.000 reasons to learn espanol“ und die nneu gelernte Phrase „A veces es la vida una puta hija“ heben die Stimmung deutlich.
Am Brett wieder angekommen sitzt da schon wieder ein Kind. Der Kleine kann kaum über das Brett gucken. Will er eine Figut auf der Seite des Schachkids ziehen, muss er aufstehen. Wo sind nur die kleinen Kinder hin, die schnell spielen und was einstellen. Nein, dieses Jüngelchen hat zwar eine 900, spielt aber nicht adequat. Er sitzt und denkt. Für die ersten 7 Züge hat er schon eine halbe Stunde verbraten. Das Schachkid will in die Sauna, das Kind denkt. Das Mittelspielt wallt so vor sich hin. Mühevoll wird ein Bauern gewonnen und das Heil im Endspiel gesucht. Der Kleine gibt rechtzeitig auf, während am Nachbarbrett ein Kind mit drei Minusfiguren die Konfrontation sucht.
Also keine Sauna, sondern ein Plausch mit einem Ruheständler beim Essen. Der plant für dieses Jahr schon die dritte Kreuzfahrt, scheint in der Unterhaltung mit dem Schachkid nicht alles zu verstehen. Jedenfalls nickt er ein paar Mal auf Einlassungen des Schachkids, ist aber bei Nachfragen perplex. Das Schachkid fühlt sich an den dicken Doktor erinnert.
Es bleibt nun, auf den nächsten Tag zu hoffen. An dem am Brett, wie soll es anders sein, ein kleines Mädchen wartet…