Das Schachkid überlegt beim Frühstück noch, dass man ja auch schon heute losfahren könne, wenn die Partie sehr schnell vorbei ist. Das Schachkid verwirft den Gedanken aber schnell, da dies sehr unwahrscheinlich ist. Und wird natürlich prompt vom Leben eines Besseren belehrt. 50 Minuten dauert es und 18 Züge, und das Schachkid lässt einzügig einen Springer stehen. Da fällt dem Schachkid wirklich nichts mehr ein, nimmt dann aber doch statt dem Auto nach Hause lieber die Hotelbar.
In diese kommt dann auch irgendwann der Doktor sichtbar fassungslos geeilt. Er hat gegen die Dame aus Singagpur, die nun wirklich nicht so unerfahren ist, auf Zeit gewonnen. Der Doktor fragt sich, was läuft da falsch? Das Schachkid weiß es. Es ist die einschläfernde Ruhe, die der Doktor am Brett ausstrahlt, seinne Aura. Die lässt Frauen wie Männer im Arglosen Glauben und schlägt dann unbarmherzig zu. So ist es, Punkt ist Punkt.
Der Doktor sitzt schon im Zug nach Hause und macht bei der Gelegenheit eine kleine Tour durch Niederösterreich. In Österreich ist es auch nicht anders wie in Deutschland, es fallen Züge aus und haben Verspätung. Das ist dem Schachkid nix, es bleibt lieber bis Sonntag. Die Bar samt Pianistin lockt.
Das Schachkid hat sich vorgenommen, heute mal den teuren Cognac für 30 € zu verkosten. Was soll man sagen, das lohnt sich. Der Schachwizard empfiehlt per Ferndiagnose noch den teuren Whisky. Den nimmt das Schachkid auch. Das ist aber nix. Das Schachkid beschließt, zu Hause einen Cognac-Vorrat anzulegen.
Im benachbarten Congresscenter geht es rund. Teeniemädels stehen bei Minusgraden in Kleidern rum. Jungs, die erst noch Männer werden wollen, tragen Anzüge, in die sie wie reingeschossen aussehen. Das Schachkid befragt den dicken Kellner, was denn da los sei. Er weiß es, ringt aber sichtbar nach den richtigen Worten. Schließlich wird er fündig. Er macht “Ufftata, Ufftata” und lässt die Hüfte kreisen. Das Schachkid will ihn sofort mit aufs Zimmer nehmen. Dicke Kellner mit Vollbart, da sagt das Schachkid nicht nein. Offenbar gibt es auch in Tschechien die schöne Tradition, dass man mit 15 Jahren eine Tanzschule besucht und dann samt Familie zum Abschlussball geht.
Vor der Abfahrt besucht das Schachkid den legendären Kaufland, den Sehnsuchtsort des dicken Doktors. Und der Schachwizard will noch regionales Bier haben, was das arme Schachkid nun heranschafft. Wie immer ist das Schachkid schnell genervt vom Kaufland. Wer braucht schon solche großen Supermärkte, wo man ewig rumlatschen muss? Da wird sich das Schachkid mit dem Doktor wohl nicht einig werden.
Was bleibt? Der dicke Doktor ist so semizufrieden. Auf Platz 26 gesetzt, mit 5 Punkten auf Platz 27 gelandet und -16 Elo. Das Schachkid ist ebenfalls nur semizufrieden, da es zu schnell gespielt hat. Drei von neun Partien wurden im Grunde genommen wegen sehr einfacher taktischer Einsteller weggeworfen. Auf Platz 53 gesetzt und mit 3,5 Punkten auf Platz 54 gelandet – immerhin 17 Elo gibt es dazu.
Das Turnier war, wie eigentlich alle Turniere bei der Czech Tour hervorragend organisiert. Das Hotel glänzte mit Service unter einem Dach und einer wirklich schönen Hotelbar, ebenfalls zu empfehlen. Von Brünn hat man sehr wenig gesehen. Das wäre vielleicht im Sommer anders, wo man motiviert ist, hinauszugehen. Brünn scheint nicht eine ganz so hübsche Stadt zu sein, da gibt es in Tschechien mehr zu sehen.
Es bleibt die Motivation, mehr für Schach zu üben und die Vorfreude auf das Bremer Silvesteropen.