Heute ist wirklich nicht des Schachkids Tag. Schlecht geschlafen, um halb fünf in der Nacht steht das Schachkid im Bett. Diese Pension ist zwar preiswert. Das Schachkid wird dann aber doch wieder ein Hotel bevorzugen. Mit vernünftigen Betten, die eine vernünftige Matratze haben. Und nicht eine Polsterliege mit einer Schaumstoffauflage. Der dicke Doktor, der ja überhaupt sehr schlau ist, hat es schon vor Jahren gewusst. Hier schläft man nicht gut. Vielleicht liegt es auch an mangelnden Bier, was das Schachkid nicht getrunken hat.
Beim Mittag geht es heut schon los. Das Schachkid bricht zum Lieblingsrestaurant auf. Auf der Terasse ist alles belegt. Das Schachkid muss bei schönsten Sonnenschein in den Keller stapfen,um dort zu speisen.
Weiter geht es dann beim Turnier. Man glaubt es nicht, aber nicht alle Senioren spielen im Ü30-Turnier mit. Einen gibt es offenbar im C-Turnier, den hat das Schachkid jetzt abbekommen. Englisch wird gespielt, der Senior wird an die Wand gedrückt. Fast alle schwarzen Figuren finden sich auf der Grundreihe wieder. Der Gegner kann sich kaum bewegen. Das Schachkid schafft es trotzdem, mit einem schnellen Zug, siegesgewiss wie das Schachkid nun mal ist, die Partie nach drei Stunden Arbeit wegzuwerfen.
Mit 30.Da8 wird die Dame auf der gegnerischen Grundreihe platziert. Der Bauer auf a6 soll erbeutet werden, der eigene Bauer durchgebracht werden. Zudem wird der gegnerische Läufer angefesselt. Seit mehreren Zügen sieht das Schachkid die Fesselung nebst Se7+ vor seinen geistigen Auge. Nun ist es soweit, das Schach kann gegeben werden. Die schwarze Dame nimmt den weissen Springer auf e7, die weiße Dame dann den Springer auf b8, der den Bauern auf a6 deckt. Dieser wird als nächses fallen. Dann wird der eigene Bauer durchgebracht, Partie gewonnen, auf zum Bier trinken.
Der Gegner schaut kurz irritiert, und spielt LxSe7. Nun ist das Schachkid sehr irritiert. Dieser Läufer sollte nicht nehmen können, der ist schließlich gefesselt. Ist er aber nicht. Da ein Springer auf b8 steht. Den das Schachkid so gar nicht gesehen hat.
Das Schachkid ist zutiefst geschockt. Der eilig konsultierte Doktor, der Mann ist schliesslich Bildungsforscher, muss es wissen. Was ist da los? Der Doktot vermutet Visualisierungsprobleme. Und rät zu einem Kurs bei Chessable. Die Sache ist vertrackt. Das Schachkid bearbeitet schon Kurse für Eröffnungen und Endspiel – wann soll es das noch machen?
Aber nein, der Tag ist noch nicht zu Ende. Das Schachkid stapft sehr verärgert zum Lieblingsrestaurant und will seine übliche Mangolimonade haben. Die ist aber aus, wie die Kellerin mit Bedauern mitteilt. Die Sonne flüchtet auch, es ist Hochsommer bei 18 Grad. Das frierende Schachkid begibt sich in den Innenraum. Hier wenigstens eine positive Überraschung. Man hat doch noch eine Mango gefunden und eilig eine Limonade gemixt. Das gibt ein fettes Trinkgeld und das Schachkid bekundet der Kellnerin liebevoll “You made my day.”
Daheim angekommen kleidet das Schachkid sein Nachtgewand an und möchte aus seiner Tasche das Ipad holen, um noch etwas zu lesen. Aber die Tasche ist leer, das Ipad nicht da. Das Schachkid bricht in Panik aus. Vermutlich im Restaurant vergessen? Das Schachkid ruft umgegend an im Restaurant und versucht einer Kellnerin, die sehr schlecht englisch versteht, zu erklären, dass man doch bitte gucken solle, ob da ein Ipad auf dem Tisch liegt, wo das Schachkid gesessen hat. Die Kellnerin antwortet, sie habe ihren Kollegen auf die Toilette geschickt, um das vermisste Ipad zu suchen! Das Schachkid tobt, wieso auf dem Klo? Da hat das Schachkid keine Mangolimonade getrunken, sondern höchstens den Hamster die Mangolimonade wieder entrungen.
Das Schachkid wirft symbolisch den Hörer auf und will sofort ins Restaurant zurück kehren. Wenn es um das Ipad geht, schafft das Schachkid auch 10 km/h pro 133 Kilo Lebendgewicht. Da merkt das Schachkid auf. Toilette war das Stichwort. Hat das Schachkid nicht auf dem Thron vor einiger Zeit gesessen? Und tatsächlich, im Badezimmer liegt das Ipad. Man braucht auf dem Örtchen ja was zu lesen, das Schachkid legt sich erleichert ins Bett.
Um gleich den nächsten Schreck zu kriegen… Youtube wird geöffnet. Die neuesten Dashcamvideos gucken sich nicht von selbst. Da wird das Schachkid informiert, man habe eine Playlist mit 5.000 Videos gelöscht und man verwarne das Schachkids wegen Erzeugens von Content mit sexualisierter Gewalt. Das muss man sich mal vorstellen. Das Schachkid hat noch nie ein Video bei Youtube veröffentlicht, obwohl es zweifellos sehr fotogen wäre. Im Verlaufe von Jahren klickt sich das Schachkid eine auf privat gestellte Playlist zusammen mit Videos, die es irgendwann mal schauen will. Und die es natürlich nicht schaut. Mit Videos von “Bares für Rares”, Kinotrailern, Dashcamvideos, Wettervideos usw. Das Schachkid ist ratlos und googelg nach einem Anwalt, mit dem man die Warnung wegklagen kann. Der Einspruch von Youtube wird natürlich negativ beschieden.
Das war wirklich nicht des Schachkids Tag…