Die Tschechen sind irre, jedenfalls auf der Autobahn. Sicherheitsabstand ist ein Fremdwort. Das Schachkid muss fleissig die Hupe und auch den Stinkefinger einsetzen. Das Schachkid ist auf der linken Spur. Ein tschechischer Jeep gibt von hinten wie blöd Lichthupe. Was wenig Sinn macht, wo soll das Schachkid hin. Die rechte Spur ist voll. Links fährt man mit 50 km/h, da zähfließender Urlaubsverkehr herrscht. Vor dem Schachkid auch Autos, die langsam fahren. Der Jeep käme also kaum schneller voran. 30 km Scheibenwischer zeigen, dann fährt der Jeep leider ab. Mit einem lichthupenden Mercedes ist schnell ein neues Haßobjekt gefunden.
Das Schachkid fährt nach Olomouc, ehemals Olmütz nach Mähren. Hier findet eines der zahleichen Turniere der Czechtour Chess statt, die ihren Höhepunkt wie jedes Jahr vor einigen Wochen in Pardibuce hatte. Tschechien organisiert erstaunlich viele Turniere, derzeit mehr gefühlt als in Deutschland. Und während Deutschland schon wieder neue Restriktonen für den Herbst diskutiert, ist Corona in Tschechien offenbar kein Thema mehr.
Das Hotel macht einen guten Eindruck. Eine Lobby mit Hotelbar nebst Restaurant, die Versorgung ist gesichert. Das Zimmer hat eine Klimaanlage, ein echter Fortschritt nach der letzten Urlaubserfahrung, wo das Schachkid bei 40 Grad im Zimmer für 99 € pro Nacht gebraten wurde. 600 km zu fahren und dann nach einer Stunde Pause gleich eine lange Partie zu spuelen, ist jedenfalls keine gute Idee. Jedenfalls fällt das Schachkid um 21.00 Uhr um, respektive ins Bett.
Das Schachkid glaubt, dass was taktisches geht und opfert mal mit 15. Sxc5 einen Bauern. Der Computer glaubt auch, das was taktisches geht, allerdings nach einem Läuferopfer. Nach einigen Verwicklungen hat das Schachkid drei Bauern für den Springer, das sollte spielbar sein. Nun aber fängt der Gegner an, das Schachkid zu überspielen. Da hat das Schachkid schon keine Lust mehr und googelt mal, wie lange man mit dem Auto von Olomouc nach Madrid braucht. 2.500 km müssten in zwei Tagen zu schaffen sein.
Schlauer hat es Lucky gemacht, der schon seit Donnerstag nebst Freundin da ist. Er sollte aklimatisiert sein, ist aber sichtlich nervös. Sitzen kann er jedenfalls nicht, was wohl auf die anstrengende körperliche Betätigung vor Partiebeginn zurückzuführen ist. Turnierschach ist er nicht mehr gewohnt, nach drei Jahren Blitzen im Internet rattert er die Züge im Minutentakt weg. Immerhin sind es gute Züge. Auch wenn er mit seinen zahlosen Gegner fast gute vier Stunden zu tun hat.
Das Schachkid schaut dem nächsten Tag entgegen und widmet sich zwecks Aklimatisierung dem regionalen Bierkonsum.