15. Juli 2023

42. St. Veiter Jacques-Lemans-Open – Panorama beim Jägerwirt

Mal gucken, was diese Nacht so lärmt. Die obligatorischen Jugendlichen rennen zur üblichen Zeit so gegen eins durch den Flur und verprügeln sich diesmal mit Plasteflaschen. Gegenüber ist eine kleine Gartenparty. Gegen Mitternacht wird irgendwo die Musik aufgedreht. Erst Michael Buble, dann die Toten Hosen. Seltsame Kombination, aber guter Musikgeschmack, wie der Doktor meint. Ein kleines Feuerwerk in der Ferne gibt es auch noch – Sommer in Kärnten.

Heute macht das Schachkid nochmal Kultur, während der Doktor erstmal frühstückt und dann wieder entschlummert. Eine Stadtführung soll es geben, praktischerweise ist der Treffpunkt direkt vor dem Hotel. Es stehen auch ein paar Leute da, nur der Fremdenführer lässt 20 Minuten auf sich warten.  Beruhigend, dass auch die österreichischen Bahnen offenbar nicht allzu pünktlich sind. Es stellt sich raus, man braucht eine Wörtherseecard, dann kostet die Stadtführung nix. Das Schachkid hat keine, sollte aber eine haben. Das Schachkid darf trotzdem mit. Der Fremdenführer macht seine Sache gut. St. Veit ist eine sehenswerte Oase in Kärnten, die man wirklich jeden ans Herz legen kann. Und alles fussläufig erreichbar, auch wenn das Schachkid gelegentlich mit dem Auto zum Spiellokal fährt.

Im Hotel fragt das Schachkid erstmal nach der Wörtherseecard. Diese hatte der Doktor auch am ersten Tag erwähnt, allerdings vor dem Mittagessen. Da ist das Schachkid natürlich nicht aufnahmefähig. Die Rezeption stellt sogleich zwei Karten aus. Während die andere Rezeptionistin an einem Gerät herum schraubt. Das Schachkid glaubt, eine Klimaanlage zu erkennen und bietet sich im Scherz als Tester an. Die Rezeptionistin guckt ernst und erfragt die Zimmernummer. Prompt steht Abends im überhitzten Zimmer ein Gebläse samt Luftbefeuchtung und ein Zettel, das Schachkid möge doch mal testen und Feedback geben. Da sagt das Schachkid nicht nein.

Im Internet, im Wind des Gebläses liegend, entdeckt das Schachkid ein Schachmuseum im nahen Klagenfurth. 3.600 Schachspiele soll man auf 1.000 m2 bewundern können. Das macht man dann wohl nächstes Jahr.

Beratschlagung in der Lobby ist nun angesagt, die Putzfrauen blockieren die Zimmer. Man entschließt sich, nach dem Jägerwirt einen Berg weiter zum nächsten Wirtshaus zu fahren. Die Strassen sind eng und abenteuerlich. Leitplanken, oder Leitschienen auf kärnterisch, sind nur mäßig vorhanden. Einmal zu viel Gas gegeben und in der Kurve ausgebrochen, findet man sich im Abgrund wieder. Nach einer Kurve muss man auch schon mal eine Spontanbremsung machen, weil der Bauer die Strasse sperrt und ausgesprochen hübsche Kühe von einer Weide zur anderen Strassenseite busgiert werden müssen.

Das Wirtshaus ist urig, aber leer und bietet nur Jausen an. Man trinkt ein Bier und beschließt, erneut zum Jägerwirt zu fahren. Immerhin ein Kirchenbesuch der Bergkirche springt noch raus. Das Doktorchen hat heute Pech und sitzt zu ungünstig. Kein Bußenschlackerer von der Wirtin heute, dafür aber ältere Männer, die eine Art Kreuzung zwischen Kegeln und Wikingerschach spielen, wo die Regeln dem Doktor und dem Schachkid ncht ganz klar sind.

Heute zwei Gegnerinnen. Kurze Diskussion zwischen dem Schachkid und dem Doktor – wer hat die hübschere Gegnerin? Man ist geteilter Meinung. Immerhin, nett sind offenbar  beide. Des Schachkids Gegnerin kommt aus Kiel, die hatte nun einen wirklich weiten Weg. Das Schachkid probiert seine neue vereinfachte Caro-Kan-Variante aus. Und zählt mal kurz durch, um  sich dann zu fragen, wieso man eigentlich einen Bauern weniger hat. Das ist der Fluch dieses  Turniers. In jeder zweiten Partie fehlt mysteriöserweise ein Bauer auf der Seite des Schachkids.  Erstaunlicherweise gelingt noch das Remis, obwohl die Stellung nun wirklich gewonnen sein sollte.

Beim Doktor dauerts länger, aber er macht es besser als im letzten Jahr, als es nur zum Remis gegen die gleiche Gegnerin reichte. Ein Punkt nimmt er mit. Humor hat dagegen der Hergott im Himmel. Und lost dem Doktor und dem Schachkid erneut motivierte Jugendliche zu.

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