Es ist wirklich nicht einfach, eine gescheite Nachtruhe zu finden. Um 22.30 Uhr springt ein riesengroßer Hund in den Goldfischteich, der das Hotel umgibt und beginnt, ausgiebig und lautstark zu planschen. Das Frauchen ruft aufgeregt vom Rande des Weihers, bekommt den Hund aber nicht aus dem Wasser heraus. Nachdem dies überstanden ist und das Schachkid erneut entschlummert ist, geht es um halb vier weiter. Ein Typ reihert sich bis viertel fünf im Gebüsch vor dem Hotel die Seele aus dem Leib. Seine männliche Begleitung intoniert: „Gut machst Du das. Lass nur alles raus.“ Was der Typ auch lautstark mit unangenehmer Geräuschkulisse macht.
Der dicke Doktor bekommt von alldem nichts mit, da er aus Gewohnheit mit Kopfhöhreren schläft. Dafür hat er erneut die Putzfrauenpanik. Diese sind im Hotel recht früh dran und schon meist vor neun Uhr da, wenn das Doktorchen noch schlafen will. Er prepariert seine Zimmertür mit entsprechender Beschilderung, dass er nicht zu stören sei. Wenn ein Doktor da ist, sorgen sich die Putzfrauen. Und er bekommt eine Nachricht unter der Tür durchgeschoben, dass man sein Zimmer nicht reinigen könne. Ob auf dem Zettel auch eine Telefonnummer stand, hat der Doktor dem Schachkid leider nicht verraten.
Das Schachkid schwitzt und will Haare loswerden. Im Zentrum gibt es zwei Friseure, die offen haben. Alles Araber – die deutschen Salons haben alle Ruhetag. Also ab zum Araber, der praktischerweise direkt neben dem Stammcafe liegt. Eine irritierende Erfahrung. Der arabische Friseur quatscht mit seinem Kunden auf arabisch, ebenfalls ein Araber. Dieser bekommt einen Anruf und wechselt plötzlich ins breiteste Kärntnerisch, nicht ohne nach jeden fünften Wort ein „Bruda“ einzustreuen, was einen orginalen Ösi aus Kärnten vor Neid erblassen lassen würde.
Gute Atmosphäre in den Laden, der Araber versteht sein Handwerk. Wobei der Doktor wohl geteilter Meinung ist. Der Doktor hat heute seinen Relaxtag und wird erst am Nachmittag stark schwitzend im Cafe angetroffen. Wärme verträgt er nicht. Da hat das Schachkid schon einen halben Salat vertilgt. Die andere Hälfte bleibt auf dem Teller, um Platz für eine warme Mehlspeise (Buchteln) zu schaffen. Eine Entscheidung, die die Kellnerin ausdrücklich befürwortet.
Nach dem Mittagsschlaf wird Abends auch Schach gespielt – diesmal ein Senior. Auch dieser kennt kein Englisch und muss nach c4 erstmal durchatmen, spielt es dann aber doch sehr passabel. Eine komplizierte Situation entsteht. Um neun wird das Schachkid müde und bietet mal Remis an. Der Doktor hat sich für diesen Fall bereits mit einer Dose Monster gewappnet. Das Schachkid steckt nun einen Bauern ins Geschäft, um auf den gegnerischen König loszugehen. Die Situation bleibt kompliziert. Das Schachkid macht den finalen Springerzug. Der zuschauende Doktor runzelt skeptisch die Stirn. Der Gegner gibt auf. 2,5 aus 3 Punkten – so gut lief es für das Schachkid noch nie.
Auch der Doktor muss schwer arbeiten und bekommt reihenweise starke Gegner. Wobei er in diesen Jahr noch keinen Jugendlichen hatte. Das Schachkid blickt bei der Stellung nicht durch und geht schlafen. Der Doktor jedoch hält sich wacker und macht das Remis , was der Gegner mit Stellungswiederholung gibt. Der Doktor glaubt, der Gegner wusste nicht, dass es nach 40 Zügen noch einen Zeitbonus gibt. Da hat der Doktor immer Glück, er gewinnt auch reihenweise Partien auf Zeit.
So kann es jedenfalls weitergehen.