3. November 2021

3. Heidelberger Schachherbst – Finale

Nach der gestrigen Punkteausbeute ist man hoch motiviert, nochmal anzugreifen. Vor dem Angriff steht der Auszug. Das Schachkid hat als erfahrener Krisenmanager alles minutiös geplant. Und ist erstaunt. Die Chaos-WG macht mit. Punkt 9.00 Uhr steht das Schachkid in der Tür und steht vor einem Haufen geplanter Koffer, die ins Auto verladen werden sollen.  Das ist beeindruckend. Der dicke Doktor balanciert mit dem Müll durch  die Wohung, während der baldige FM noch hektisch Brötchen im Stehen futtert. Das Schachkid ahnt, wer als letztes aufgestanden ist.

Im Spiellokal angekommen heißt es Stufen steigen. Der CM, der baldige FM und sogar der dauerremisierende Schachwizard haben es auf die Bühne geschafft. Da kann der dicke Doktor nur ungläubig den Hals recken und nach oben schauen zur Bühne schauen, während er noch beim Pöbel spielt.

Die Runde fängt erneut mit Verspätung an. Der Turnierveranstalter hat nach 4 Turniertagen auch die Türenproblematik bemerkt und weist darauf hin, dass diese nicht geöffnet werden dürfen. Danach bedankt er sich bei den Schiris für deren Hilfe. Die Spieler applaudieren und erfahren zur 6. Runde, wer eigentlich Schiri ist.

Das Schachkid hat eine kleine Chinesin erwischt. Sie ist nicht alleine da, sondern die halbe Familie schaut ab und an am Brett vorbei. Was die Familie sieht, dürfte diese positiv stimmen.

Gegen die Vorstoßvariante im Caro-Kann hat das Schachkid keinen Plan und steht schon wieder nach wenigen Zügen  mit den Rücken zur Wand. Der Schachwizard schaut vorbei und zieht leicht angewidert die Augenbrauen hoch, als er die Stellung des Schachkids erblickt. Aber offenbar spielt die Kleine nicht energisch genug. Nach 40 Zügen hat sich das Schachkid irgendwie herausgewunden und den schwarzfeldrigen Läufer dann doch noch entwickelt. Man kommt ins Endspiel. Es kann eine Leichtfigur gewonnen werden. Die Kleine gibt auch mit blanken König nicht auf, aber lässt sich dann doch nicht matt setzen.

Der baldige FM ist schon nach weniger als einer Stunde fertig und trickst den Gegner wieder in der Eröffnung aus. Dafür wird er ins Auto gezerrt und zum Hotel gefahren, wo er mit dem dicken Doktor und dem CM noch nächtigen wird. Als Kofferverantwortlicher, er lagert die Koffer der anderen in seinem Hotelzimmer, hat der baldige FM eine verantwortungsvolle Aufgabe.

Mittlerweile habe auch der dicke Doktor und der Schachwizard ihre Partien beendet. Der Schachwizard kann wieder gewinnen und tut das auch. Ebenso der dicke Doktor, man knüpft an den Erfolgen des Vortages an. Das muss beim Griechen gefeiert werden. Das Schachkid hat den festen Vorsatz, heute kein Alkohol zu trinken und bestellt erstmal ein Bier. Der Grieche schenkt Ouzos aus. Das kann nicht ignoriert werden. Der Grillteller ist üppig, der Service lahm. Der dicke Doktor und dem Schachkid verlangt es nach einem Dessert. Allein der kellnernde  Grieche läuft immer um den Tisch herum und ignoriert die  Preußen.

Mittlerweile ist auch der CM eingetroffen. Er hatte das Vergnügen, gegen den Favoriten IM Ilja Schneider zu spielen. Leider hat es nicht für ein Remis oder Sieg gereicht. Der CM ist untröstlich und verlangt nach seiner Leibspeise, Schnitzel mit Pommes. Der griechische Kellner, der die Bestellung aufnimmt, kriegt Panik im Blick und verweigert das Schnitzel. Die Küche habe schon zu, um 14.28 Uhr an einem Feiertag, Der CM richtet sich mental gerade auf  einen Döner ein, als der Kellner verkündet, die Küche sei noch bereit. Das nutzend der Schachwizard, der dicke Doktor und das Schachkid für einen Nachtisch. Nur die bestellte Tasse Kaffee, die sehr komisch  schmeckt, muss das Schachkid anmahnen. Und sich noch für den CM aufopfern, der den Ouzo verweigert und alternative Abnahmequellen für selbigen sucht.

Das Schachkid bekommt es nun wieder mit einem Gegner zu tun, der keine DWZ oder Elo hat. Erst seit drei Monaten würde er Schach spielen. Er habe die Serie „Das Damengambit“ bei  Netflix gesehen. Schon erfreulich, welchen Boom diese Serie ausgelöst hat.

Der Gegner hat zwar auch wie das Schachkid vier Punkte, aber man merkt ihm die Unsicherheit hat. Schon mit 5. … Lb4 wird der Läufer eingestellt. Das Schachkid sieht es aber nicht, gewinnt den Läufer aber drei Züge später anderweitig. Der Schachwizard kommt vorbei und sieht den Gewinnzug. Das Schachkid braucht ein wenig länger. Und dann sind doch noch viele Züge nötig. Der Schachwizard schleicht schon wieder heran und erwähnt, er habe schon Remis gegen einen deutlich stärkeren Gegner gemacht.

Um 18.00 Uhr wollte das Schachkid losfahren. Und pünktlich wird der Punkt eingefahren. Der CM findet nach seinem Verlust einen versöhnlichen Abschluss und streut ein Remis gegen einen IM ein. Der dicke Doktor muss gegen einen FM die Waffen strecken. Der baldige FM ist untröstlich und verliert nach langen Kampf gegen einen IM. Da haben die vier Preußen im A-Turnier in der letzten Runde nochmal dicke Brocken vorgesetzt bekommen.

Das Schachkid fährt mit dem Schachwizard los. 600 km wollen bewältigt werden. Eine Zwischenübernachtung steht zur Diskussion. Der baldige FM, der CM und der dicke Doktor schlagen sich derweil  durch  den dunklen Heidelberger  Wald auf der Suche nach einer Straßenbahn, um dann schlussendlich den Abend bei Burgerking zu verbringen. Und das, obwohl eine 24h-Hotelbar zur Verfügung steht.

Das Schachkid brettert derweil mit dem Schachwizard nach Potsdam. Um 0.30 Uhr ist man erschöpft am Ziel. Im Nachhinein betrachtet wäre eine Übernachtung wohl die bessere Alternative gewesen. Weniger Erschöpfung am Folgetag. Während der Schachwizard auf dem Beifahrersitz vor sich hin dämmert, glaubt das Schachkid, durch  einen Tunnel auf der Autobahn zu fahren. Nur dass da keiner ist. Einmal mahnt der Schachwizard das Schachkid, das Lenkrad mit beiden Händen festzuhalten. Das Schachkid hats gemerkt, das Auto triftet kurz langsam nach rechts. Kurz, von nächtlichen langen Autobahnfahrten ist klar abzuraten. Alles, was nach 22.00 Uhr ist, wird künftig irgendwo verschlafen.

Was bleibt alls Fazit? Den Heidelberger Schachherbst wird man aufgrund der beengten Verhältnisse, der schlechten Luft (von wegen regelmäßiges Lüften alle 90 Minuten laut Hygienekonzept) und des organisatorischen Chaos nicht wieder mitspielen. Definitiv keine Empfehlung. Heidelberg dagegen schon, eine schöne Stadt mit  einer sehr lebendigen Kneipenszene.

Spielerisch hat man nicht alle Ziele erreicht. Der Schachwizard hat seine aktuelle Zahl bestätigt und verliert nur wenig Elo. Für sein erstes Turnier nach Jahren keine schlechte Leistung, auf Platz 44 gestartet und Platz 47 angekommen.

Der CM spielte sich die ersten Runden nach vorne und blieb dann da.Auf Platz 27 gestartet, auf Platz 16 gelandet, 28 Elo gewonnen und eine bessere Performance. Da ist der CM sicherlich zufrieden.

Der baldige FM hat mit dem dicken Doktor gewettet, wer mehr Elo verliert. Und gewinnt die Wette. Leider kennt das Schachkid den Wetteinsatz nicht. Der baldige FM ist auf Platz 17 gestartet, auf Platz 14 gelandet und verliert 12 Elo. Damit ist er sicher nicht zufrieden. Aber nachdem er sich im wilden Unileben aklimatisiert hat, dürfte es bald wieder aufwärts gehen. Zudem er schon fleißig trainiert.

Der dicke Doktor hatte einen ziemlichen Fehlstart in das Turnier, konnte dann aber noch Tritt fassen. Auf Platz 81 gestartet und auf 98 gelandet und mit 28 Punkten Verlust kann er nicht zufrieden sein. Aber der dicke Doktor ist ein Stehaufmännchen und wird schon bald wieder angreifen.

Das Schachkid wurde in zwei Partien ziemlich zusammengeschoben. Aber mit  5 aus 7 Punkten, auf Platz 49 gestartet und auf Platz 26 angekommen, dazu ein minimales Eloplus – da gab es dieses Jahr schon schlechtere Turniere. Da ist das Schachkid ganz zufrieden.

Zufrieden ist das Schachkid auch mit der Reisegruppe. Natürlich hat jeder so seine Macken. Aber im Großen und Ganzen ist es schon schön, in netter Runde zu einem Turnier zu fahren. Gerne wieder…

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