28. Dezember 2019

29. Erfurter Schachfestival – Motivation für den Nachwuchs

Das Schachkid tut heute sein bestes, um den Nachwuchs zu motivieren. Und spielt völlig von der Rolle.

Ein Junge aus dem schönen Franken führt heute die schwarzen Steine. Er tut, was man tun soll. Er stellt Drohungen auf. Das Schachkid ist völlig irritiert. 9. … Lxf3 ist jedenfalls nicht in der Theoriedatenbank des Schachkids erfasst. Damit hat das Schachkid nicht gerechnet. Der Kleine auf der anderen Brettseite setzt sogleich keck mit den Springern nach. Das Schachkid befindet sich plötzlich statt im Angriffs- im Verteidigungsmodus. Mit 12. … Lh6 setzt der Kleine nach. Das Schachkid schöpft Hoffnung, und sieht einen Doppelangriff mit 13. Dh4. Und glaubt schon an den Figurengewinn. Übersieht aber, dass es ein Abtausch ist. Trotzdem, da muss was drin sein. Schwarz ist nicht entwickelt, Weiß schon. Schwarz spielt 16. … e6. Der Computer wirft eine Stellungsbewrtung von +30 für Weiß aus, wenn denn Txf7 gespielt wird. Das Schachkid weiß es besser, Lxe6 und es muss zweizügig matt sein. Dummerweise übersieht das Schachkid die schwarze Dame, die sich einfach dem Schach in den Weg stellt. Das Schachkid ist so perplex, dass es aufgibt, da es sich materialmäßig im Nachteil glaubt. Das Nachzählen des Materials bei der Partieeingabe am PC ergibt völlig überraschend einen Gleichstand. Da hat sich der junge Gegner den Punkt redlich verdient.

Da muss jemand Schuld haben, dass das Schachkid so merkwürdig spielt. Vermutlich ist es das Hotel. Das Hotel hat an stategisch wichtigen Punkten im Foyer Schalen mit sehr leckeren Weihnachtsgebäck aufgestellt. Das Schachkid ist daher vermutlich überzuckert.

Oder die Inder sind schuld. Genauer gesagt der Inder am Domplatz, bei dem das Schachkid mit Ralf, der gestern nach harten Kampf einen Turm hat hängen lassen, speisen war. Man speist gemütlich vor sich hin, da sucht ein Hobbymusiker den Inder auf. Und beginnt tatsächlich, mit Genehmigung des Hausherrn loszuschrammeln. Das Schachkid ist ja aus der Berliner U- und S-Bahn, dort fahren auch viele Strassenmusikanten mit, so einiges gewohnt und enorm leidensfähig. Aber wie dieser Typ los schrammelt und dann noch singt und die schönen Hits der Gipsy Kings mißhandelt – dem Schachkid sowie den Tischen drumherum stehen die Haare zu Berge. Der Nebentisch zahlt eilig. Wenn der Inder sein Lokal leer bekommen wollte, hat er sein Ziel zweifelsfrei erreicht. Dann geht der Sänger auch noch herum und will Geld. Wo ist eigentlich mal ein Dieter Bohlen, der eine Kritik äußern könnte, wenn man ihn mal braucht.

Wenn nicht der Inder schuld ist, ist der Zauberer schuld. Der Zauberer, ein Bekannter aus alten Tagen, spielt heute in Jena, früher aber in Trusetal. Er schaut gerne vorbei und quatscht mit den Leuten. Ist ja auch ein netter Typ der Zauberer, so sein Spitzname. So landet man bis Mitternacht an der Hotelbar. Viel Bier und wenig Schlaf, das wird es sein…

Der Ralf möchte seine junge Gegnerin aus Rüdersdorf offenbar nicht motivieren und kämpft… Das Schachkid  beschließt, Maßnahmen zu ergreifen. Um die Ecke befindet sich der Barbershop Babylon. Da gibt es nicht nur entspannte arabische Musik, sondern auch Männer, die wissen, was sie tun. Sie brennen an allen Ecken und Enden, aus denen Haare rauswachsen könnten, selbige weg. Mit wesentlich weniger Haar auf dem Kopf hat das Gehirn wieder eine Chance, in der nächsten Runde mehr Sauerstoff abzubekommen.

Das Schachkid macht vorsichtshalber am Nachmittag da weiter, wo es am Vormittag aufgehört hat. Da helfen weder Sauerstoff noch Bier und Gänsekeule im Hotel zum Mittag. Zwar soll man im Caro-Kann am Damenflügel angreifen. Bauern stehen lassen sollte man dabei aber nicht. Schwarz überlegt lange. Das Schachkid sieht sich schon auf Zeit gewinnen. Blöderweise nutzt Schwarz seine lange Bedenkzeit und produziert gute Züge am laufenden Band. Erst fällt der 1. Bauer, dann der 2. Bauer, dann noch die Qualität. Da hatte das Schachkid heute wenig Brettzeit, aber dafür viel Freizeit.

Das ist der Unterschied zum Ralf. Der hat viel Brettzeit und wenig Freizeit, hat aber die gleichen Ergebnisse wie das Schachkid.

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Dafür hat das Schachkid einen Preis bekommen, einen wunderschönen Vogel aus Glas, den Pechvogel des Tages für die besonders schlechte Partie am Vormittag, wo ein 3-zügiges Matt nicht gesehen wurde vom Schachkid. Das Vögelchen wird sich gut neben der Schnecke  machen, den Preis für den letzten Platz beim Skatturnier anno 2016. Diese kleinen Liebenswürdigkeiten, wie auch der personalisierte Stift, den es heute gab, zeichnen das Erfurter Schachfestival zweifelos aus.

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