Der Tag verspricht Stress. Um halb zehn fällt dem Schachkid ein, dass heute der lokale Bauernmarkt ist. Das Schachkid lässt Blog und die Spanischapp liegen und wetzt los, um die lokalen Spezialitäten zu erkunden. Der Vorsatz, nicht das halbe Dorf aufzukaufen, ist schnell vergessen. Eine Stunde später und 120 Euro weniger hat das Schachkid genug Marmelade, Wurst und Likörchen eingekauft, um die Skatrunde die nächsten sechs Monate verköstigen zu können.
Der dicke Doktor hat sich tatsächlich Gedanken gemacht und bietet alternative Ausflugsziele an. Man entscheidet sich für eine Rundfahrt um den Wörthersee mit Stationen in Velten und Maria Wörth – Essen und Kultur. Velten ist der Hotspot am Wörthersee, ein bisschen wie Ischgl im Winter. Hübsche Häuser, ein Casino, Kommerz und überhaupt – man merkt, der Ort ist extem auf den Tourismus ausgerichtet. Es ist von allen etwas “to much”.
Pakplätze und freie Tische klappen beim Schachkid immer. Beim Italiener wird ein Tisch direkt am Wasser ergattert und zur Pizza die vorbeifahrenden halbnackten Leckerli bewundert. Man sitzt an einer Art Taxistand für Boote. Die normalen Leute schippern mit einem blonden Bootsboy los. Das Luxusbötchen (Es steht auch “Luxus” an der Bootswand) wird von einer hübschen Blondine gesteuert, die aussieht, als sei sie komplett in Gucci eingekleidet und direkt einem Instagramkanal entstiegen. Der dicke Doktor und das Schachkid sind beeindruckt.
An der Strandpromenade sieht man dann auch Dinge, die man lieber nicht sehen will. Halbnackte dicke Männer mittleren Alters, die versuchen zu skaten. Und seine halbnackte Begleitung, deren Hotpants nun ja, einfach nur billig und ordinär aussieht. Kein Vergleich mit der Gucci-Dame vom Boot.
Velten kennt das Schachkid nur dem Namen nach. Da war mal was, der dicke Doktor weiß auch was. Die Serie “Ein Schloss am Wörhtersee” wurde hier gedreht. Nun steht man vor dem Schlosshotel, ein großer Kasten, der von vorne sehr unscheinbar aussieht. Der Doktor findet prompt ein Roy Black Denkmal, der sich anno 1991 das Leben nahm und viel zu früh verstarb. Der telefonisch zugeschaltete Schachwizard fragt nur verständnislos “Wer?”. Für diese Art der Kultur ist er einfach zu jung.
Weiter geht es mit dem Kulturteil nach Maria Wörth. Auf einem Berg stehen zwei sehr hübsche Kirchen, die sich das Schachkid freudig anguckt. Der dcke Doktor, nicht so kirchenbessen wie das Schachkid, wartet lieber draußen. Der Schachwizard regelt derweil seine Angelegenheiten und sieht den Doktor und das Schachkid in der Erbfolge vor.
Nach den hohen heutigen und lohenswerten Kulturanteil geht es an die übliche Partievorbereitung – Nickerchen und Wein an der Hotelbar. Recherchearbeiten beim Doktor. Das Schachkid hat heute endlich mal eine 1100, die auch so spielt wie eine 1100. Dem Angriff hat der Schweizer Jugendliche mit dem lustigen Vornamen Ueli nichts entgegenzusetzen. Nervig, er gibt nicht auf. Bemerkenswert – der Doktor schaut vorbei und beweist seine Extraklasse. Quasi im Vorbeigehen sieht er die Verteidigung 29. Dd8+, die das Schachkid nicht erblickt hat, Gewonnen wäre es zwar trotzdem, aber viel mühevoller.
Heute ist alles im grünen Bereich. Der dicke Doktor braucht sehr lange für seine Partie. Das Schachkid ist nach zwei Stunden fertig und hat Zeit für die Hotelbar. Die ist zwar offiziell zu, rückt aber auf inoffzielle Nachfrage hin trotzdem Bier heraus. Der dicke Doktor kommt spät und ist untröstlich. Offenbar hat er in der Zeitnot fehlgegriffen. Weder ein Bier noch Schokolade können die Stimmung erhellen. Da hilft nur der Blick nach vorne. Am Donnerstag warten sowohl auf den Doktor als auch das Schachkid herausfordernde Gegner.