Das Publikum dieses Blogs hungert nach Beiträgen und verlangt nach Action und Esprit. Das ist aber nicht einfach, wenn die bärtige Muße des Schachkids den halben Tag vor sich hinschmollt und das Schachkid nicht zum Schreiben inspiriert. Schließlich hat er am Tag zuvor verloren und benötigt nun Zeit, die Niederlage zu verarbeiten. Da muss beim Jägerwirt auf dem Berg das Schachkid erst zur Volksmusik von Radio Kärnten einen Sitztanz aufführen, um dem dicken Doktor ein Lächen zu entlocken.
Sonst es ein eher ruhiger Tag. So ein langes Schachturnier führt irgendwann zu routinierten Tagesabläufen, man chillt so vor sich hin. Dreh- und Angelpunkt bleibt die Hotelbar. Auch wenn gestern um 21.24 Uhr schon alles dunkel war und das Schachkid ganz schön suchen musste, um einen schönen Sitzplatz in der Lobby zu finden.
Letztes Jahr hat das Schachkid 4,5 Punkte gemacht, dieses Jahr werden es nicht wesentlich mehr. Dieses mal ist das Schachkid von Senioren umziengelt und hat einen netten Gegner. Einer der Senioren hat aber definitiv nicht geduscht. Am Nebenbrett ist schockierenderweise Dresdner Dialekt zu hören. Das kommt unerwartet und bestürzt, wenn man tagelang das schöne Kärntnerisch hört und sich plötzlich neben einen Sachsen wiederfindet.
Dieser wird von einem anderen Renter besucht, der die Partie gerne in Augenschein nehmen möchte. Das Schachkid spürt im Nacken den Atem des Seniors, sein dicker Bauch streicht über den Rücken des Schachkids. Das Schachkid stupst den Senior an, auf dass dieser Abstand einhalte. Dieser hört aber schwer und beugt sein Ohr zum Schachkid hinab. Das Schachkid drängt erneut auf Abstand. Der Senior poltert „Du hast mich doch hergeholt“. Umliegende Bretter schauen irritiert. Offenbar gib es kommunikative Probleme.
Die Partie läuft nicht. Verantwortlich sind vermutlich die acht Stück Traubenzucker, die der Senior auf der anderen Seite des Brettes futtert. Da denke man, mal solle in Alter auf den Zucker achten und dann das… Der Senior rechnet weiter als das Schachkid und sieht, 15. Sg4 kann nicht gut sein. Der Läufer des Schachkids wird abgeklemmt und die Qualität muss gegeben werden. Aber die Stellung ist schon zu schlecht und der Königstod nur eine Frage von Zügen.
Für seine Verhältnisse früh kommt der dicke Doktor zurück, schon um 22.30 Uhr. Bei der Partie hat das Schachkid völlig den Anschluss verloren. Beide Seiten spielen ein chaotisches Caro-Kann. Die weiße Dame steht beim Doktor einsam auf h7 herum. Der Doktor hat ein paar Figuren am Damenflügel und ein paar Figuren am Königsflügel. Zumindest von außen ist kein System zu erkennen, aber beide Seiten hatten sicher einen Plan. Remis wird es dann. Schwer zu sagen, ob der Doktor nun nochmal in Fahrt kommt. Zufrieden ist er bisher nicht.
Weiter so! Ich empfehle euch noch einige Bierfässer zu vernichten, dann rollt der ICE (Zug mit Verspätung) von ganz allein!
Gebt alles ihr Grazien!