Letzter Tag beim 2. Heidelberger Schachherbst – heute will man nochmal punkten. Das Wetter ist so recht nach dem Geschmack des Dr. Dave. Nieselregeln und herbstliches Grau. Der Dr. Dave kan schon am Morgen beim Schachkid punkten und hat das Frühstück im Hotel im Lockdown arrangiert. Mit dem Auto bewundert man die steilen Berge, schwaze Kühe und die wirklich schöne herbstlich bewaldete Gegend.
Heute sitzt am Brett ein junges Mädchen, zarte 15 Jahre alt.
Das Schachkid wurde wirklich lange nicht mehr so gründlich vom Brett gefegt. Dabei ist das Schachkid der Meinung, Caro-Kann zu beherrschen. Aber so günstig war das Abspiel wohl nicht, besonders nicht mit dem weißfeldrigen Läufer, der nicht ins Spiel kommt,
Das Schachkid traut sich nicht 17. … Sxe5, weil es einen Dameneinschlag auf h6 mit allerei Opfern befürchtet. Der Computer hat damit kein Problem. Das vermeintlich sichere 18. … Kh8 ist offenbar eine mittlere Katastrophe, was das Schachkid nicht glaubte. Die letzte Kombination der Gegnerin sieht das Schachkid dann auch nicht. Den Punkt hat die Gegnerin sich redlich verdient.
Diese weist das Schachkid noch darauf hin, dass die einer Partie von Aljechin aus dem Jahr 1926 gefolgt sei. Er habe da ein Simultan gegeben. Die Pläne seien da auch so gekommen. Das Schachkid solle sich das mal anschauen. Solche Hinweise direkt nach einer verlorenen Partie liebt das Schachkid natürlich über alles.
Der Dr. Dave will es mal wieder wissen, unter 4 Stunden Spielzeit macht er es nicht. Heute dehnt er auf 4,5 Stunden aus. Da hat das Schachkid schon einen Linseneintopf, ein Stück Kuchen, 2 Tee, ein Wasser und 2 Kaffee gegessen und getrunken, bis er endlich kommt. Zwischendurch hat das Schachkid mal nachgeguckt, ob er noch lebt. Da hat er schon drei Bauern weniger. Beide Seiten haben noch Dame und Turm. Das Schachkid befragt den Trainer des Dr. Dave, warum er denn das noch weiter spiele. Die Antwort folgt wenig später, als der Dr Dave im Cafe anrauscht und das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht bekommt. Remis durch Dauerschach, eine respektable Leistung.
Abends wird noch mal in die Stadt gefahren, ein letztes Essen im Restaurant vor dem Lockdown. Zarte Schweinelendchen im Palmbräu müssen dran glauben. Die Dunkelheit und das nasse Wetter lassen nur erahnen, wie schön Heidelberg sein muss. Auf dem Berg trohnt das beleuchtete Schloss. Aufgrund des Lockdowns muss die geplante weitere Ferienwoche in Heidelberg abgesagt und die bezahlte Ferienwohnung storniert werden. Dem Vermieter muss das Schachkid kurz mal telefonisch im scharfen Tonfall die Rechtslage erläutern, weil er sich mit der Erstattung schwer tut. Heidelberg kommt auf jedenFall auf die Liste der Urlaubsziele für 2021.
Das Schachturnier sieht das Schachkid mit gemischten Gefühlen. 4 aus 7 Punkten ist ok, aber 2 Remis hätte man weiter spielen können. Und die Verluste waren taktische simple Fehler. Immer wieder tappt das Schachkid in die Falle, nach einem Turnier frustriert zu sein, dann motiviert ein Weilchen zu trainieren, es dann nach kurzer Zeit zu lassen, um beim nächsten Turnier wieder frustriert zu sein.
Sichtlich stolz darf der Dr. Dave sein, der zeigt, was beständiges Training bringt. Ein sehr gutes Turnier mit einer neuen Rekordelo für ihn sprechen für sich.
Das Turnier war sehr gut organisiert, aber das Spiellokal war weitab vom Schuss. Jeden Tag viel Fahrerei und keine Gelegenheit, zwischen den Runden mal die Stadt zu sehen oder sich kurz aufs Ohr zu hauen. Das hat dem Schachkid weniger gefallen. Aber das nächste Jahr, verunden mit freien Tagen in Heidelberg, um die Stadt anzuschauen, kann sich das Schachkid gut vorstellen.