2. Tag beim Lichtenrader Herbst – Unter den Spielern scheint es noch keine Verluste zu geben. Obwohl der Saal zum Rundenstart etwas leer aussieht. 1 Stunde Karenzzeit sind ein ruhiges Polster.
Man fährt in Ruhe los. Am Horizont sind zwei Regenbögen zu sehen. Also das Schachkid sieht zwei Regenbögen, der Johannes sieht nur einen Regenbogen. Das lässt nur einen Schluss zu. Das Schachkid halluziniert, oder der Johannes ist farbenblind. Vermutlich ist es irgendwas dazwischen. Ein Regenbogen bedeutet Glück.
Der Gastgeber spendiert heute Kugelschreiber – ein Problem weniger für das Schachkid. Am Nebenbrett freut sich das Kind einen Ast. Der Gegner ist noch nicht da. Je später die Uhrzeit, desto breiter das Grinsen am Nachbarbrett. Zumindest bis 17,41, dann ist der Gegner da, sichtlich außer Atem.
Heutet wartet mit Amina Fock Berliner Nachwuchs.
Heute ein geschlossener Sizilianer. Das Schachkid hat wieder keine Ahnung, was das da eigentlich auf dem Brett läuft. Die Gegnerin verhält sich jedenfalls nicht vorschriftsmäßig. Mit dem Angriff wird es nichts. Das Schachkid plant f5, die Gegnerin spielt aber zuerst 14. … f5. Das hat das Schachkid nicht eingeplant, das ist keine Theorie.
Das Schachkid geht vor die Tür und ist erstmal ein Gorgonzola-Brötchen. Draußen macht sich eine Gruppe balzender mehr oder weniger geschlechtsreifender Jugendlicher zwischen 15 und 15 Jahren alt breit. Mädchen versuchen gut auszusehen, Jungs wollen cool wirken und sind einfach nur überdreht. Eine Musicbox kommt zum Einsatz, Deutschrap natürlich. Das Schachkid ist in Momenten wie diesen froh, kein Teenager mehr zu sein. Und freut sich auf den Film “Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Paarungszeit”.
Die Partie hat keinen Fortschritt gemacht. Die Gegnerin macht Bauernzüge am Damenflügel, die dem Schachkid unverständlich sind. Später machen sie Sinn. Die Gegnerin ist auf Bauernjagd. Das Schachkid versucht, Jagd auf gegnerische Einzelbauern zu machen. Die Gegnerin denkt lange nach und nimmt dann den Damenflügel auseinander.
Dave kommt – beim Essen wird die politische Lage der Brandenburger Schachjugend diskutiert. Man hat zumindest sensibilisiert. Bei der nächsten Landeseinzelmeisterschaft soll darüber geredet werden. Ob etwas daraus wird, bleibt sicherlich abzuwarten.