Der neue Tag geht so los, wie der alte aufgehört hat. Mit der Zimmersuche… Eilig rief das Schachkid bei HRS an, ob man die zweite Nacht im Hotel nicht stormieren könne. Man konnte. Nächster Anruf bei der Pension, in der die Vereinsgenossen nächtigten. Das Einzelzimmer war frei. Also Koffer ins Auto geworfen, hin gefahren, Zimmer gebucht und bezogen und ab zum Turnier. Nebenbei stornierte das Schachkid noch eine Reifenbestellung im Autohaus. Stornieren ist das neue Lieblingswort des Schachkids.
Nun wartete mit dem Eberswalder Felix Karstedt ein bekanntes Gesicht. Man lernte sich im letzten Jahr in Padubice kennen und machte dort in größerer Gruppe die Gegend unsicher.
Das Schachkid probierte gemäß Anweisung seines Trainers e4 aus, Felix antwortete mit Skandinavisch. Beide Spieler kannten die Eröffnung anscheinend nicht, jedenfalls laut der Eröffnungsdatei von Fritz. Das Schachkid macht 3. d4? ? Felix antwortet 3. … c6?. Das Schachkid lässt sich nicht beirren und setzt munter mit 5. Ld2? fort. Felix ist irritiert, lässt die Theorie sein und spielt nach eigenn Gutdünken.
Felix macht 11. Kd7, die Engine sieht großen Vorteil für das Schachkid. Letzteres sieht den Vorteil nicht und gleicht mit seiner Spielweise langsam wieder zum Remis aus. Den schönen Zug 21. Db6 sieht das Schachkid nicht, dafür aber 19. Dc5+. Der scharze König muss zurück auf die Grundreihe und der Turm auf h8 schaut erstmal nur zu. Felix verteidigt und will den Turm durch h5 aktivieren. Aber der Druck auf der Grundlinie gegen den König ist schon zu groß. Punkt für das Schachkid.
Auf zum Mittag Essen. Die Entscheidung fällt schwer. Die Görlitzer bieten einen Imbiss zu wirklich moderaten Preisen an, nebenan ist eine öffentliche Kantine.
Nach dem Essen geht das Schachkid mit der Chefmama und der Lehrermama aus Postdam in die Stadt, um selbige zu besichtigen. Die Lehrermama beigleitet ihren Sohn, den Philosophen, der auch mitspielt. Man landet vor einem Uhrenladen. Zielstrebig geht das Schachkid hinein. Wie es eben Männer so tun, schaut es sich zielgerichtet um, sieht, es gbt nix, geht wieder und sieht nebenan einen Delikatessenladen. Freudig winkt das Schachkid die Damen heran. Diese denken, sie sollen beim Uhrenkauf beraten und verlustieren sich die nächsten 20 Minuten zwischen Wein und Süßigkeiten. Das Schachkid steht derweil auf der Straße und nimmt Witterung zum nachen Wochenmarkt auf. Die Damen schwenken derweil zu einem Cafe um.
Görlitz ist eine schöne Stadt. Der Krieg hat hier nie gewütet. Viel alte sanierte Bausubstanz ist vorhanden. Aber auch viel Leerstand. Görlitz hat nach der Wende massiv an Einwohnern verloren. Es gibt viele Kirchen zu besichtigen. Viele kleine Cafes und Restaurants locken Gäste an.
In der dritten Runde geht es gegen Heiko Kucher. Das Schachkid probiert sein neues Königsindisch aus und landet in einer sehr gedrückten Stellung. Das Schachkid befreit sich daraus und lässt im 25. Zug einen Bauern stehen. Getreu den Hinweisen seines Trainers greift das Schachkid auf der Suche nach Gegenspiel nun am Königsflügel an. Ein toller Angriff entsteht. Beide Spieler haben nur noch wenig Zeit. Das Schachkid nimmt mit 43. … Txb2 den Bauern zurück, der Gegner gewinnt im nächsten Zug durch Schach und Doppelangriff den Turm.
Frustessen in Polen. Europa ist fantastisch, man geht über eine Brücke und steht in einem anderen Land, hier den alten Ostteil von Görlitz heute Zgorzelec. Preislich hat man sich auf beiden Seiten angeglichen, aber die polnische Küche ist sehr zu empfehlen. Abends in der Pension wundern sich die Damen, warum keiner zum Rotwein trinken kommt.