Im stürmischen Herbst, in Heidelberg stürmt es sich immer, haben sich fünf Potsdamer auf den Weg zum 3. Heidelberger Schachherbst gemacht. Wobei es nur einen richtigen Potsdamer noch in der Truppe gibt. Der CM ist nach Brandenburg verzogen. Der dicke Doktor hat gar das Bundesland gewechselt, ebenso der baldige FM. Und das Schachkid wurde quasi aus dem Thüringer Wals eingebürgert. Bleibt der Schachwizard, der einzig wahre Preuße und Potsdamer.
Der dicke Doktor, der Schachwizard und das Schachkid sind einige Tage zuvor angereist. Man besichtigt Heidelberg. Es gibt ein schönes Schloss, dass durch die Franzosen im pfälzischen Erbfolgekrieg gesprengt wurde. Die Altstadt ist sehr hübsch. Begeisterung lösen jedoch die Brauhäuser und die lokale Brennerei mit ihren Pistazienlikör aus.
Donnerstag reisen noch der CM und der baldige FM an. Damit ist die Runde komplett und bezieht eine Ferienwohnung – die Männer-WG. Wobei das Schachkid so eine Ahnung hat und ins benachbarte Hotel zieht. Wobei die Frage ist, wer Stress hat, wenn das Schachkid nachts um 4.00 Uhr in einem kurzen Anfall von Schlaflosigkeit durch die Wohnung wandeln würde und mal in jedes Zimmer lugen würde, was so abgeht.
Da haben wir nun einmal den dicken Doktor. Er ist der Papi der WG und sorgt für Recht und Ordnung. Als Doktor wirkt er diplomatisch auf die Meute ein und ist der Fels in der Brandung. Er will im Turnier lernen und vielleicht auch wieder seine 2.000 DWZ schaffen.
Der CM sucht noch seine Form und will gerne wieder seine Elo steigern, die er seit Jahren Stück für Stück ruiniert. Er dürfte der ehrgeizigste unter den Anwesenden sein. Ein Berufsoptimist ist er nicht und befürchtet erstmal das Schlimmste. Aber täglich sitzt er mit fresher Haarfrisur am Brett.
Der Schachwizard ist schwer einzuschätzen. Mal gibt er die besorgte Glucke und schafft das Frühstück für die Männer-WG heran. Mal wirbelt er die Meute ordentlich durcheinander. Sein schachlicher Status ist unklar. Hat er in den letzten Jahren als Blitz- und Bulletgott im Internet für Furore gesorgt, so liegt sein letztes Schachopen schon lange zurück. Es wird spannend werden, in welcher Form er sich präsentieren wird. Mangelnde Erfahrung macht er jedenfalls als wandelndes Eröffnungslexikon und Endspieldatenbank auf breiten Beinen weg.
Der baldige FM ist das Küken in der Truppe, gerade 18 geworden und dem Elternhaus entschlüpft wuselt er dauerverpeilt durchs Leben und erfreut den Rest mit seiner unbekümmerten Chaotigkeit. Der FM-Titel ist das Ziel. Jedoch sind es ein weiter Weg bis 2.300 Elo.
Das Schachkid wirkt als Reiseleiter aus dem Hintergrund und sorgt für Unterkunft und Verpflegung. Selbstopferungsvoll erkundet und testet das Schachkid alle Restaurants in der Umgebung. Während der Rest im A-Open seine schachlichen Ziele sucht, geistert das Schachkid im B-Open herum und hat sich um besondere Ziele keine Gedanken gemacht. Das Schachkid hält es eher mit dem Kölner Spruch „Et kütt wie et kütt!“