Wieder einmal sitzt das Schachkid in der Bar im Erfurter Radisson und harrt der Dinge, die da kommen. Das Schachkid liebt es, in Bars herumzusitzen. Es sind Orte der Ruhe und der Muße.
Das Erfurter Schachfestival ist übrigens auch gerade. Selbiges ist mit 416 Teilnehmern restlos ausgebucht. Unfassbar, welchen Aufschwung dieses Turnier in den letzten Jahren genommen hat. Draußen sind Frühlingsgefühle angesagt, Wetter wie auf einem anderen Planeten.
Das Radisson weiß mittlerweile, was das Schachkid will, ein Zimmer in der 12. Etage mit Blick auf die schöne Erfurter Altstadt incl. Dom. Seit dem das Schachkid Mitglied in diesem Hotelbonusprogramm ist, legt das Hotel Kekse aufs Zimmer. Falscher Ansatz zur Kundenbindung, das Schachkid ist heuer eh schon zu dick und hat sämtliche guten Vorsätze aus 2015 verfehlt. Der Mitgliedsstatus reicht aber noch nicht für den Obstkorb.
An der Bar wartet das Schachkid 20 Minuten auf einen Kaffee. Die Bedienung ist freundlich, wirkt aber hektisch und leicht genervt, taut dann aber zusehens im Laufe des Nachmittags auf. Es ist schön, wenn es ist wie jedes Jahr. Das ist beruhigend und gibt Sicherheit.
Beim Einchecken erspäht das Schachkid Vereinskameraden, Familie Röhr ist auch da. Die starken Brüder und deren emsige Mama dürften in Erfurt jede Menge Gegner finden.
Das Schachkid wird sogleich von Erfurtern als Abtrünniger beschimpft und befragt, wieso es nicht mehr beim SV Briesen spiele. Selbst hier, weit weg von Brandenburg, wird das Schachkid von dieser Frage verfolgt. Zugegebenermaßen fühlt sich das Schachkid immer noch als Briesener und nicht als Potsdamer.
Sonst auch hier Business as Usual. Komische Typen laufen herum. Man sieht sofort, hier muss ein Schachturnier sein. Bestes Beispiel, der Schachspieler bei der Anmeldung und beim Check in, der die ganze Zeit eine Zigarette im Mund hat. Oder der Jugendliche, der oben auf dem Kopf einen Dutt und hinten am Kopf auch einen trägt. Sieht aus wie ein japanischer Samurai. Hat irgendwie was. Das wird das Schachkid auch mal probieren, im Juni, wenn die von Olaf (=Stammfrisör des Schachkids) prognostizierte Haarlänge erreicht ist. Vielleicht sollte das Schachkid statt eines Schachblogs lieber einen Modeblog machen? Legendär das Schachmodel Regina aus der Rochade…
Auf zum Mittelaltermarkt und die üblichen 10 Lebkuchen und Wasabinüsse gekauft. Das macht das Schachkid jedes Jahr. Vermutlich der einzige Weihnachtsmarkt, der auch nach Weihnachten ist. Spielleute begeistern.
[singlepic id=158]
Warum hat das Schachkid eigentlich vor zwei Jahren das Jobangebot der Thüringer Energie AG abgelehnt und wohnt nicht in Erfurt?
Ah, die Bar führt Cocktails in großer Zahl. Das Schachkid versucht es mit einem Ipanema, ohne Alkohol, da noch die 1. Runde anliegt.
[singlepic id=161]
Der Trainer hat das Schachkid vor wenigen Tagen befragt, was es für Ziele für das Turnier habe. Da ist dem Schachkid erstmal nix eingefallen. Ruhe, Urlaub, Spaß und Muße, das Jahr ausklingen zu lassen, kam dem Schachkid in den Sinn.
Was soll man für Ziele für so ein Turnier haben? Vielleicht den Preis unter 1650 DWZ? Oder mindestens 50 DWZ-Punkte Zuwachs? Oder mindestens 50 Prozent der Punkte holen? Keine taktischen Schnitzer machen? Oder sich auf die Gegner vorzubereiten? Oder versuchen, die Eröffnungen richtig zu spielen? Die eignen Partien zu kommentieren?
Schwierig. Das Schachkid freut sich auf spannende Partien, spürt aber keinen Ehrgeiz. Der Trainer, der übrigens hier das Meisterturnier mitspielt, spricht von Siegeswillen. Das Schachkid ist eher geneigt, bei schönen Wetter ein schnelles Remis zu machen und sich mit seinem Kumpel Ralf auf die Suche nach einem Rostbrätl zu machen. Da wird der Trainer wohl noch manche Nuss beim Schachkid zu knacken haben. Aber toll, das man sich mal persönlich kennenlernt.