3. Tag beim Briesener Open. Der Tag beginnt um 6.30 Uhr im Hotelbett mit einem Anruf bei 1&1, wo erstmal klargestellt wird, dass diese Seite doch bestehen bleibt und die ausgesprochene Kündigung zu widerrufen ist. Ausnahmsweise gerät das Schachkid mal an einen kompetenten und freundlichen Mitarbeiter, was bei 1&1 normalerweise gar nicht so einfach ist.
Auf den Tag wird sich eingestimmt mit Witzen von Wolfgang von der Lippe und Dr. Eckard von Hirschhausen. Das Schachkid ist ein Fan.
Das Schachkid ist heute etwas früh dran und räumt erstmal Kugelschreiber und Pullover ans Schachbrett. Danach erstmal Kaffee trinken und mit Vereinskollegen palavern und zurück ans Brett. Der Pullover ist weg. Wer bitte schön klaut denn einen Pullover? Später findet ihn das Schachkid in der Küche aufgehängt. Eine besorgte Mutter hat ihn gefunden und weggeräumt. Vor besorgten Müttern ist offensichtlich nichts sicher.
Heute geht es gegen Paul Schmidt. Das Schachkid hat gegen den sympathischen Mecklenburger bereits beim Neubrandenburger Open die Klingen gekreuzt. Damals einigte man sich auf Remis. Heute spielt Paul einen Drachen, das Schachkid kontert mit Maroczy.
Nach 13. … b5 sieht sich das Schachkid genötigt, doch mal nachzudenken. Es scheint allerlei zu drohen. Ta1 steht in der Läuferdiagonalen rum, Sc3 scheint doppelt und dreifach durch Turm, Dame und Läufer angegriffen zu sein. Das Schachkid holt sich einen Kaffee und beklagt sich bei der Frau des Vereinschefs über das drohende Ungemach.
Nach Abtausch scheint aber alles in Butter. !5. … Sd7 versteht das Schachkid nicht, es hätte eher mit Sxe4 gerechnet. So spielt das Schachkid zügig 17. Tac1 und hat leider das folgende Lb2 nicht gesehen. Wieder ein Zug zu wenig gerechnet, die alte Schwäche. 17. Scd4 wäre es wohl gewesen. Der Mecklenburger hat auch keine Skrupel, sich die Qualität zu nehmen. Immerhin kann sich das Schachkid die Qualität sichern.
Das Schachkid ist verschreckt, bietet probehalber Remis und ärgert sich später darüber. Es fehlt wieder einmal der Ehrgeiz am Brett. Fehlende Qualität hin oder her, Weiß hat das Läuferpaar. Und die verbundenen Freibauern auf der a- und b-Linie muss Schwarz erstmal aufhalten. Die Stellung ist vermutlich für beide Seiten chancenreich und ausgeglichen. Der Mecklenburger sieht es ähnlich und willigt vorsichtshalber ins Remis ein.
Muss also wieder die letzte Runde entscheiden, ob es ein gutes oder schlechtes Turnier wird. Problem nur dabei, in der letzten Runde ist das Schachkid immer so demotiviert. Es fehlt der Biss, das Schachkid hat keine Lust, sich noch anzustrengen.
Christine Gebhardt vom SC Friedrichshagen wirkt dagegen sehr motiviert. Dieser Schachclub spielt im äußersten Südosten von Berlin in der Nähe von Köpenick. Das Schachkid war da mal zum Punktspiel. Man fährt ewig durch Berlin und glaubt gar nicht, dass man immer noch in Berlin ist.
Geschlossener Sizilianer, das Schachkid hat keinen Plan. Die Gegnerin wirkt kampfeslustig und knallt die Züge in einem Affentempo aufs Brett. Sie scheint sich auszukennen. Das Schachkid hat nicht mal Gelegenheit, durch die Gegend zu laufen.
Das Schachkid bietet probehalber mal Remis an und Weiß willigt tatsächlich ein. Wobei die Stellung für Schwarz durchaus kämpfenswert ist. Schwarz steht zwar gedrückt. Der weiße König steht aber auch reichlich windig. Und Schwarz hat das Läuferpaar. Öffnet sich die Stellung und der weiße Angriff kann abgewehrt werden, dann wird die Partie für Schwarz ein Selbstläufer.
Der Rollmops hat ein nicht so gutes Turnier gespielt, will es aber in der letzten Runde wissen. Er gibt richtig Gas und wird die letzte Partie des Turniers. In der Zeitnot reißt er die Stellung herum und holt sich denn Punkt, wie die riesige Zuschauermenge um das Brett herum gebannt verfolgt.
Der Schachwizard war auch dabei und hat ein sehr gutes Turnier gespielt. Nur ein Verlust gegen den Favoriten, es reicht fürs Treppchen und einen Pokal. Die DWZ springt auf einen neuen Rekord und nährt sich der 2100. Das Schachkid ahnt, das wird immer schwieriger, den Wizard einzuholen und überholen. Man braucht ja Ziele.
Insgesamt ein sehr schönes Turnier. Es besteht schon Vorfreude auf das 20. Briesener Open 2018. Spielerisch war das Turnier keine Katastrophe. Zumindest hat das Schachkid keine taktischen Einsteller gebracht. Aber eben die Partien auch nicht ausgekämpft. Auch wenn der 6. Platz ok ist, vom Remis schieben wird man zugebenermaßen nicht besser…