Heute ist alles wie immer – der Doktor kommt zum Frühstück und ist gewohnt brummig. Das Schachkid musste vorher etwas leiden. Die Senioren blockieren einerseits des Schachkids Lieblingstisch. Das Schachkid sucht sich in Hotels stets einen Tisch aus und möchte dort dann immer sitzen. Das ist heute nicht möglich. Und die Tellerchen mit dem Obst und den Bratwürstchen haben die Senioren auch geplündert. Dabei ist es gerade mal acht Uhr am Morgen. An einem Sonntag!
Da muss der Gegner herhalten. Schon wieder ein Darmstädter. Auch der Doktor hatte schon so einen Hessen. Der Darmstädter aus der ersten Runde weist seinen Kollegen ein und gibt den Tipp, der spielt den Caro. Recht hat er. Der junge Hesse wählt die Vorstoßvariante. Ambitioniert, leider kann der Gegner sie nicht und ist dann schon raus. So läuft die Eröffnung auch recht planlos für Weiß und Schwarz gewinnt einen Bauern.
Wie immer ist es schwer, den Vorteil auch zu realisieren. Man landet im Endspiel, alle Figuren sind weg. Der Gegner bietet schon mal Remis an. Und dann nochmal und dann nochmal. Das Schachkid muss zugeben, es denkt auch, es sei Remis. Aber das Schachkid hat sich ja vorgenommen, möglichst wenig Remis zu machen. Nach 20 Minuten ist dann auch der Gewinnweg gefunden, andem das Schachkid bis zum Schluss zweifelt. Der arme Hesse guckt bedröppelt, was nach der Partie verständlich ist. Zumal der Gegner nicht mal irre, sondern sehr nett ist
Der Doktor molk derweil eine Elokuh, eigentlich einen Bullen. Elokühe sind Senioren, die noch eine hohe Elo haben, aber eben nicht mehr die Spielstärke. Des Doktors Gegner ist ein netter Senior, der aber nach 15 Zügen nur noch wenige Minuten auf der Uhr hat und dann mehr oder weniger gegen den Doktor blitzen muss. Der Doktor, ein erfahrener Blitzer, Bullet ist weniger seins, lässt nichts anbrennen und holt den Punkt.
Der Schiri glänzt mal wieder mit Abwesenheit. Am ersten Tag wird das Turnier eröffnet. Der Schiri ist nicht da.
Am zweiten Tag möchte ein dicker Jugendlicher reklamieren und reckt 10 Minuten lang wie in der Schule den Finger in die Höhe. Der Jugendliche guckt verzweifelt in alle Richtungen. Sein ebenfalls jugendicher Gegner guckt fragend seinen Gegner an, der zu reklamieren versucht. Kein Schiri zusehen. Ein anderer Jugendlicher, der es nicht mehr mitansehen kann, erbarmt sich dann und holt den Schiri von der Theke weg.
Am dritten Tag ein medizinischer Notfall. Ein Mädchen kippt plötzlich um. Spieler eilen herbei, leisten erste Hilfe, reichen Wasser und Kissen. Ein Spieler, offensichtlich ein Unfallchirurg, wendet die stabile Seitenlage an. Ein anderer telefoniert den Notarzt herbei. Der übrigens fast 25 Minuten auf sich warten lässt. Der Schiri verweilt schon wieder mit einem Kaffee an der Bartheke und muss reingeholt werden. Das Mädchen erholt sich Gott sei Dank recht schnell und kann später die Nachmittagsrunde spielen. Die Runde am Vormittag wird kurzerhand für remis erklärt, was für die Gegnerin spricht.
Das Schachkid hat Respekt vor den Spielern, die sogleich zu Hilfe geeilt sind. Obwohl das Schachkid erst vor sechs Monaten einen Kurs in Erste Hilfe absolviert hat, fühlt sich das Schachkid doch erstmal gelähmt und überfordert in einer solchen Situation. Und das als Krisenmanager, als das das Schachkid arbeitet.
Nach dem Sieg erwägt das Schachkid einen Spaziergang und tritt, ausgerüstet mit Jacke und Kopfhöhrern vor das Hotel. Es nieselt. Also wird wieder abgerüstet und das Hotelrestaurant besucht, das erfreulicherweise offen hat. Ein Käsetellerchen nebst Rotwein motivieren für die nächste Runde.
Nun am Livebrett, was einerseits keine Koordinaten hat und auch schon nach wenigen Zügen streikt und nix mehr überträgt. Der Gegner rückt mit seinen Bauern vor. Das Schachkid macht schon Verzweiflungszüge und hoft auf etwas Gegenspielt am Königsflügel. Der Gegner macht dann allerdings einen kapitalen Fehler. Was den Schachkid einen Mehturm einbringt und den gegnerischen Angriff zum Erliegen bringt. Der Gegner gibt auf und sitzt völlig geschockt am Brett. Das Schachkid weiß auch nicht, was los ist und was da eigentlich gespielt wurde. Das Schachkid war noch etwas benommen vom Rotwein und hat nur Züge aus dem Bauch raus ohne große Rechenoperationen gemacht. Nun ja, manchmal passt es halt.
Das Schachkid strotzt nun nur so vor Selbstbewusstsein, bekommt aber gleich vom Schachwizard gezeigt, wo der Hammer hängt. Drei Partien bei Lichess geblitzt und es ist klar, wer hier in der Eröffnungstheorie die Hosen anhat. Das Schachkid ist es nicht.
Man begibt sich ins Hotelrestaurant, der Doktor muss getröstet werden. Die sächsischen Rentner sind auch schon da und zocken an diversen Tischen Kartenspiele. Die Nachmittagsrunde lief nicht gut und er ist untröstlich. Zumindest Dart gibt es am Abend im TV.