Über dieses Turnier gibt es einfach nichts spannendes zu berichten. Es laufen hier keine Irren herum. Bremen ist vermutlich sehr bodenständig. Es nehmen einfach keine irren Schachspieler teil. Das maximal irre ist ein Jugendlicher vom HSK, der am Schachbrett und beim Frühstück konsequent seine Bommelmütze trägt. Obwohl das streng genommen auch nicht irre ist. Andere Leute tragen schließlich Basecaps oder sonstige Dinge auf dem Kopf.
Der Doktor wird beim Frühstück nicht gesehen, aber kann vermelden, die Schlacht um Helms Klamm konnte erfreulicherweise von den Menschen gewonnen werden. Boromir wurde schon eher dahingerafft und hat das nicht mehr mitbekommen. Das Schachkid möchte ja nicht spoilern, meint sich aber zu erinnern, dass Sauron keine große Zukunft hat.
Das Hotel baut derweil vor dem Turniersaal ein Buffet auf. Offenbar werden zu Silvester diverse Reisegruppen erwartet. Was die Frage aufwirft, wer um Himmels Willen zu Silvester nach Bremen fährt. Der Abend in der Bar gibt die Antwort. Sächsische Rentner, die Abends vernünftigerweise in der Bar trinken und das Kartenspiel Knack um Geld spielen. Vernünftige Rentner, für den Dialekt können sie ja nix.
Das Hotel bleibt bei seiner undurchsichtigen Servicetaktik. Zu des Schachkids Zimmer, das laut Rezeption nicht gereinigt wird, rückt nun ein Servicewagen mit zwei Mann Besatzung vor. Eine blonde Matrone begehrt Einlass und fragt Service? Das Schachkid ist etwas unpässlich und bringt den Papierkorb nebst Handtuch zur Tür. Der Doktor wird gar noch im Bett erwischt. Kann aber, die Bettdecke um die Hüfte geschlungen klar machen, dass der Service momentan nicht recht ist. Aber das Zimmer wird später gereinigt.
Nun ans Brett. Heute ein Einheimischer, offenbar ein Betreuer der Jugend bei Bremen Nord. Nun, der Mensch zweifelt die Eröffnunsgwahl des Schachkids an und verweist auf den Doppelbauern auf f6. Das Schachkid sagt, das muss so sein. Der Gegner zweifelt, liegt dafür aber mit drei Bauern zurück. Das Schachkid kann es trotzdem nicht gewinnen. Auch die Engine meint, die Stellung sei stets ausgeglichen. Das Schachkid zweifelt an der Stellung und der Engine. Das muss gewonnen sein. Was der Gegner mit dem h-Bauern hat, weiß das Schachkid auch nicht. Der Vorstoß macht jedenfalls zu keiner Zeit Sinn. Erst recht nicht, wenn die Damen vom Brett sind.
Pro Partie hat man hier 90 Minuten Zeit zusätzlich dem Inkrement. Das ist sehr schön. Da sitzt man nicht so ewig am Brett. Und das Schachkid kann wieder in der Lobby sitzen und Pläne schmieden. Dem Schachkid gelüstet es heute mal nach Schinken kombiniert mit Käse und Brötchen. Google Maps verschweigt, das der Rewe eine ganzen Kilometer weg ist. Da hat sich das Schachkid schon auf dem Weg gemacht und lauscht den spanischen Ausführungen von Carlos über „Me encanta fumar“. Vom Doktor weiterhin keine Spur. Er hat aber gewonnen.
Vierte Runde, neues Glück. Im achten Zug beliebt der Gegner, einen Läufer einzustellen. Das Schachkid greift wie ein Ochse an und findet aber nicht den finalen Schlag. Das ist zum Verzweifeln. Der Doktor ist der Ansicht, es müsse nicht immer gleich ein Schalter ausgeknipst werden wie bei Taktikaufgaben. Sondern man müsse strategisch spielen. Das will das Schachkid nicht, sondern schnell gewinnen. Dann stellt das Schachkid mit Se7 noch aus Versehen einen Springer ein. Der Gegner erklärt, er sei auch mit einem Remis einverstanden, als ihm das Schachkid von einer gewissen Ideenlosigkeit berichtet. Erfreulicherweise ist die Stellung so gut, dass trotz des Springerverlustes so ziemlich alles gewinnt.
Der Doktor sitzt am Livebrett und verkündet dem Schachkid bereits nach 10 Minuten, der Gegner sei von der Theorie abgewichen und denke nun intensiv nach. Später, nach dem Verlust von der Partie muss das Doktorchen revidieren, wer hier abgewichen ist. Offenbar war der Gegner besser und schreckte auch vor einem Qualitätsopfer nicht zurück.
Der Abend wird im Hotelrestaurant verbracht, was ein schmackhaftes Menü mit drei Gängen offeriert. Offenbar muss heute keine Schlacht um einen Ring geschlagen werden, wie der Doktor ergoogelt. Die sächsischen Renter nehmen Aperol. Das Schachkid ist empört, kein Katzencontent trotz mehrfacher Aufforderung an den Schachwizard. Da muss nun wieder Tiktok herhalten.