Erster Tag. zum Frühstück reicht das Hotel keinen Prosecco, aber Rollmops. Man ist schließlich im Norden. Der am frühen morgen wie immer muffelige Doktor schaut skeptisch und verweigert zudem jegliche Auskünfte über dem Rumtopf seiner Oma.
Das Zimmer soll nicht gereinigt werden. Trotzdem begehrt eine Dame mit Staubsauger Einlass in das Zimmer und möchte saugen. Leider ist das Schachkid gerade unpässlich. Als nächstes kommt ein Azubi mit einem Wägelchen mit Seife und diversen Kleinkram. Das Schachkid hat keinen Bedarf. Der Mülleimer auf dem Zummer wird nicht geleert, die Betten auch nicht aufgeschüttelt. Das Schachkid versteht das Servicekonzept nicht. Immerhin die Fernbedienung des TV wird ausgetauscht und funktioniert jetzt.
Das Open geht angenehm los. Man mus sich nicht nur nicht anmelden. Sondern es geht auch ohne Schiri los. Der steckt irgendwo fest. Eine kurze und schmerzlose Eröffnung, so müsste jedes Open sein. Das Hotel scheint das neue Spiellokal des SV Werder Bremen zu sein. Im Januar sollen Bundesliga nebst Oberliga stattfinden. Die Spielbedingungen sind auch tatschlich sehr angenehm. Nur die ehemalige Galopprennbahn verweigert die Aussicht und bleibt im Nebel verhüllt. Was aber später einen Golfspieler nicht daran hindert, bei frostigen Temperaturen auf der Rennbahn ein paar Bälle zu schlagen. Denn auf der Rennbahn war auch mal ein Golfplatz. Zumindest, bis Bremen eben diesen für einige Millionen Euro aufgekauft und dichtgemacht hat. Das Schachkid könnte an dieser Stelle etwas zum Umgang mit Steuergeldern erklären, aber lassen wir das…
Erste Runde gegen einen Jugendlichen aus Darmstadt. Ein ganzer Trupp jugendlicher Hessen nimmt am Turnier teil. Der Jugendliche scheint noch etwas verpeilt zu sein und muss sich beim Schachkid nach dem Weihnachtsfeiertag erstmal erkundigen, was heute für ein Datum ist. Im 8. Zug gewinnt das Schachkid bereits eine Leichtfigur und legt dem Jugendlichen gedanklich schon die Aufgabe nah wie das Kind am Nebenbrett.
Der Jugendliche spielt mit Minusfigur weiter. Das Schachkid ist empört, der Erfolg gibt dem Jugendlichen auch noch recht. Das Schachkid spielt recht zügig und versucht abzutauschen. Erste taktische Panne, der Gegner gewinnt einen Bauern, Zweite Panne, das Schachkid gibt einen Bauern in der Hoffnung, eine Figur zu gewinnen. Nur geht das gar nicht. Plötzlich hat der junge Hesse ein Freibauernpaar und wirkt zudem sehr motiviert. Erfreulicherweise bietet er Remis an.
Der Doktor ist noch mit einem FM beschäftigt. Das Schachkid platziert sich daher in der Lobby und macht Jahresplanung. Alles in der Lobby ist grün. Grün ist hier die vorherrschende Farbe. Grün ist die Lobby, die Toiletten und die Zimmer. Das Schachkid mag kein grün.
Das Schachkid notiert gerade, zweimal die Woche ins Fitnessstudio gehen zu wollen. Da taucht der Doktor samt FM auf auf der Suche nach dem Analyseraum. Da muss man in die Kälte raus, das ist dem Schachkid nix. Kurz wird erwogen, zum 600m entfernten Rewe zu fahren. Es ist dem Schachkid aber zu kalt. Das Restaurant bietet eine günstige Schachkarte an. Der Doktor verweigert das Mittagessen und geht heimlich nach der zweiten Runde zum Rewe.
Die zweite Partie wird lang. Natürlich ein Gegner ohne Zahl. Der dafür aber ganz gut spielt. Nein, er sei nie in einem Verein gewesen, sagt der nette Gegner nach der Partie zum Schachkid. Ein bisschen Schulschach hier, ein bisschen Internet da. Und er habe gerade erst im Oktober ein Turnier gespielt, wo er mit einer 1890 eingestuft worden sei, die Zahl sei noch nicht eingetragen. Da ist das Schachkid etwas sprachlos.
Spannende Partie. Das Schachkid operiert erstmal am Königsflügel und weiß dann nicht mehr weiter. Des Gegners Lieblingsfigur ist offenbar der Springer, der ständig zieht, Bauern angreift und dann vom Schachkid entfernt wird. Mal steht Weiß und mal steht Schwarz besser. Das Endspiel muss es richten. Leider hat das Schachkid wenig Gefühl für Freibauern im Endspiel und wickelt das sichere Remis durch falsches Bauernschlagen zum drohenden Matt ab.
Wenigstens kann der Doktor punkten. Da bleibt nur noch der Besuch des Restaurants. Der Doktor verweigert das Menü mit den drei Gängen und stürzt sich ersatzweise auf eine Currywurst. Da kann sich das Schachkid nur anschließen. Es muss dringend ein Mentaltrainer gefunden werden, um die Laune aufzumöbeln.