18. April 2025

Grenke 2025 – Massen und Meckern

Das Schachkid weiß gar nicht, was das Schachkid eigentlich in Karlsruhe macht. Schon letztes Jahr war das Schachkid beim Grenke-Open. Es war dem Schachkid zu voll, zu unorganisiert, zu regnerisch, das Hotel so la la… Und das Schachkid ist schon wieder da. Beim weltgrößten Schachevent. Das Schachkid hat ein bisschen Angst, was zu verpassen, wenn es nicht da wäre. Und doch fragt sich das Schachkid, ob ein kleines gemütliches Open nicht die bessere Wahl gewesen wäre.

Die Bahn macht ihren Job jedenfalls gut und kommt sogar etwas zu früh in Karlsruhe an, als das sie sollte. Das Schachkid versteht nicht recht, was immer über die Bahn gemeckert wird. Auch die Karlsruher Taxifahrer bleiben sich wie im Vorjahr treu. Ein junger Araber in seinen 20ern – Deo kennt er nicht, das ganze Taxi riecht erbärmlich nach Schweiß.

Meckern kann man jedoch über das Hotel. Es ist halbwegs günstig. Für vier Sterne hat es aber wenig Infrastruktur – werder Restaurant noch  eine offene Bar. Die Rezeption kündigt sogleich mal an, dass es Zimmerreinigung nur auf Nachfrage gebe. Das Schachkid bekommt ein Zimmer zur Strasse. Und fragt freundlich, ob man mit einem Zimmer zur Rückseite tauschen könne. Das klappt, da ist das Hotel flexibel.

Die Meckerei geht weiter beim Frühstück, diesmal am Nebentisch. Der Schachspieler klagt, man könne sich zwar online registrieren. Aber man müsse dazu einen Code aus einer Email kopieren. Das ginge doch auch anders. Das Schachkid möchte kurz mal nachfragen, ob er lieber mit 3.000 Spielern in der Schlange stehen will.

Gemeckert wird auch im Cafe Congress, wo das Schachkid zu Mittag speist. Drei Generationen am Nebentisch. Die erste Generation tut kund, zu seiner Zeit sei um 13.00 Uhr die Arbeit an die Kinder verteilt worden. Die zweite Generation erwidert, in den 80ern, da sei man noch an die Luft gegangen und habe Fussball gespielt. Die dritte Generation, mit einem Smartphone bewaffnet, schaut sehr entnervt.

Das Cafe hat wie letztes Jahr sehr leckere Nussecken. Das Schachkid deckt sich gleich mal mit einem Vorrat ein. Der Service ist allerdings lahm. Auch wie letztes Jahr. 5 Tische sind besetzt. Und der Kellner braucht geschlagene 15 Minuten, ehe er des Schachkids Bestellung aufnimmt.Da wird sich das Schachkid wohl ein anderes Cafe suchen müssen.

Auch das Wetter ist ungnädig. Potsdam, Sonne und 23 Grad. Der Wettergott meint wohl auch, das das Schachkid nicht nach Karlsruhe hätte fahren sollen – 7 Grad und Regen. Das Schachkid fährt mit der U-Bahn in die Stadt. Die U-Bahn ist in der Tat sehr niedlich, wenn man im Vergleich die Berliner U-Bahn gewohnt ist. Angekommen in der Kaiserstrasse soll das wohl eine der wichtigen Einkaufsstrassen sein. Etwas irritirend – es gibt nicht einen deutschen Laden, von einem Antiquariat mal abgesehen. Die ganze Strasse ist fest in arabischer Hand. Der arabische Verkäufer quatscht lieber mit einen anderen Araber als das Schachkid zu bedienen. Ein Bitte, Danke oder einen  Gruß kennt er nicht. Berliner Araber sind wesentlich freundlicher.

Das deutsche Antiquariat ist nicht viel besser. Drei Verkäufer wuseln dort herum. Das Schachkid als einziger Kunde stapft hilfesuchend die Regale entlang. Man soll nicht glauben, dass einer der drei Verkäufer das Schachkid mal anspricht. Also ergreift das Schachkid die Initiative. Und bereut es sofort. Der Mund des Verkäufers hat offenbar schon lange keine Zahnbürste mehr gesehen. Ein gewisser Verwesungsgeruch entströmt dem Mund des Mannes und treibt das Schachkid fast in eine Ohnmacht. Servicewüste Karlsruhe…

Vielleicht kann es ja das Schachopen herausreisen. Das Schachkid erblickt The Big Greek. Mit dem hat das Schachkid schon letztes Jahr ein Selfie gemacht. Da muss das Schachkid den TBG nicht wieder belästigen, der geradezu niedlich, da so klein ist. Überraschenderweise spielt TBG das Chess960-Open mit. Obwohl er gegen diese Schachform in seinen Podcast „Die Schachglatzen“ dagegen wettert und auch sonst betont, dass er sich aus dem aktiven Schach zurück gezogen habe.

Immerhin ist der baldige IM da nebst dem Daniel aus Magdeburg, der einen ganzen Schwung Magdeburger mitgebracht hat, darunter einige ehemalige Schachzwerge. Der baldige IM hofft auf Punkte und sieht auch sonst erstaunlich fit aus für seine Verhältnisse. Die Eröffnung geht verspätet los. Der rührige Organisator Sven Noppes erinnert daran, wie alles mit einem kleinen Turnier in Deizisau begann. Da erinnert sich das Schachkid auch dran. Denn da war das Schachkid schon dabei, mit 1100 DWZ im C-Open.

Die DSAM-Brigade ist auch da. Jedenfalls erkennt das Schachkid viele Schiris. Die bezaubernde Sandra, die einen überraschend festen Händedruck hat, muss das Schachkid erst anstupsen. Über 3000 Schachspieler sind anwesend. Allein im B-Open des Schachkids sind über 1.000 Spieler anwesend.  Ein eigener Kameramann flitzt durch die Gänge. Auf Youtube sind schon nach dem ersten Abend neben einem Trailer diverse Videos nebst einem Livekommentar zu sehen. Klaus Bischoff kommentiert vor Ort. Im Carlstedt verkauft Bücher. Dieses Open ist eien eigene Welt und schwebt klar in einer anderen Dimension als jedes andere Schachturnier. Schon beeindruckend.

Nicht so beeindruckend findet das Schachkid allerdings, das das Open mit mehr als einer Stunde Verspätung losgeht. Bei aller Professionalität, die das Grenke-Open sonst an den Tag legt, eine realistische Zeitplanung fehlt. Der Gegner erzählt die typische Story – während Corona angefangen, im Internet Schach zu spielen, seit zwei Jahren im Verein und jetzt schon eine 1900 Elo. Das Schachkid fragt sich erneut, was es eigentlich falsch macht.

Ganz gut läuft die Partie. Aber um 22.00 Uhr fallen dem Schachkid fast die Augen zu. Abendpartien sind nicht des Schachkids Ding. Das Schachkid sieht, dass der Einschlag auf f7 nicht sehr günstig ist. Und spielt ihn trotzdem. Dann kann das Schachkid endlich schlafen gehen. Vielleicht wäre ein Mentaltraining angezeigt, was vor Ort beworben wird, zu erreichen unter www.mindchess.de.

Gott sei Dank war dies die einzige Abendparty des Turniers. Das Schachkid hofft nun auf Punkte.

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