Erster Turniertag in Dresden, der beginnt unter keinen guten Vorzeichen. Das Schachkid hat nicht gut geschlafen und hat Kopfschmerzen. Offenbar war der Corcktail vom Vortag ein bisschen stark. Und beim Frühstücksbuffet kann das Schachkid den Prossecco nicht finden. Keine guten Vorzeichen, das Schachkid will kein Schach spielen, sondern sich die Stadt angucken.
Erstmal muss der Weg ins Spiellokal gefunden werden. Das ist im Gebäude nebenan. Der Weg dahin wird zur Geduldsprobe. Nach 10 Minuten Warten am Fahrstuhl, es gibt nur zwei Stück, nimmt das Schachkid gemeinsam mit einem Sachsen die Treppe. Aus der 5. Etage. Drüben angekommen muss man wieder eine große Treppe nach oben steigen. Um dann wieder zum Spielsaal zwei lange Treppen hinab zu steigen. Will man zur Toilette, heisst es wieder Treppen steigen. Will man einen Kaffee, steigt man hinauf und wieder Treppen hinab und das ganze wieder zurück. Kein schönes Spiellokal mit langen Wegen und sehr vielen Treppen. Der Vereinschef, der ab und zu mal rauchen gehen muss, sieht schwarz.
Schwarz sieht auch der Doktor. Und schaut sehr gereizt drein. Das Schachkid sieht nach wenigen Zügen Alarmstufe rot beim Doktor. Er regt sich über die Kullisse auf, über die Geräuschkulisse. Die optische Kulisse überzeugt mit der Elbe und der Frauenkirche am anderen Ufer. Im Spielsaal jedoch ist es laut. Ständig quietscht es. Stuhl auf Parketboden, und dass mit mehr als 500 Spielern, das kann nur laut sein.
Aber erstmal zur Eröffnung. Die bezaubernde Sandra weiß zu berichten, dass in dieser Halle schon Magnus Carlsen bbei der Schacholympiade zugegen war. Aber das ist noch zu toppen. Denn auch der Schachwizard hat hier schon den 1100 DWZ-Cup gespielt, Seite an Seite mit Magnus zur Olympiade im Jahr 2008.
Die Präsidentin des Deutschen Schachbundes gibt sich optimistisch, dass man im Jahr 2026 den Deutschen Schachgipfel hier ausrichten wolle. Der DSB ist dann vielleicht nicht mehr so klamm und der Stühle hat man sich bis dahin auch angenommen.
Der Bürgermeister von Dresden ist da und bewegt sich auf dünnen Eis. Man sei in der schönsten Landeshauptstadt Deutschlands. Das möchte das Schachkid als Einwohner Potsdams und häufiger Besucher von Erfurt aber bestreiten. Aber eins zählt, der Bürgermeister ist da – eine Anerkennung für den Schachsport, die man nicht oft sieht.
Das Schachkid will nur weg, muss aber gegen einen netten Senior ran. Dieser bietet früh Remis und ist ganz überrascht, als das Schachkid annimmt. Damit habe er nicht gerechnet.
Das Schachkid freut sich und sitzt erstmal eine Stunde im Hotel rum auf der Suche nach einer Stadtführung. Das wird nix, zur Not tut es auch ein Audioguide. Das Maritim liegt sehr zentral und im Nu steht das Schachkid vor der Semperoper, Zwinger und dergleichen. Es sieht alles alt aus und das Schachkid sieht Sanierungsbedarf. Alles sieht ein wenig abgeröckelt und verwittert aus. Was das Schachkid in der Einsicht bestärkt, Potsdam ist schöner.
Bekanntlich wurde Dresden im zweiten Weltkrief stark zerstört. Und so hat auch der Sozialismus seine Spuren hinterlassen. Das sächsische Parlament ist eine Bruchbude aus Beton, während das Parlament in Potsdam in einen Stadtschloss residiert. Kein Wunder, dass die Sachsen bei diesen optischen Zumutungen wählen, wie sie nun einmal wählen.
Das Schachkid hat genug von der Stadtführung und geht ins Schokoladenmuseum. Dort gibt es auch eine Dubaischokolade, die ein Mann an der Kasse ersteht. Die wolle er unbedingt mal kosten, für 18 Euro. Das sei es ihm wert. Das Schachkid meint, ihm sei es das nicht wert, worauf der Mann böse guckt. Das Schachkid ersteht eine Limonchellopraline für 1,50 Euro.
Der nächste Laden ist ein Hutmacher. Das Schachkid erspäht einen eleganten weinroten Hut, der bedauerlicherweise 350 Euro kostet. Immerhin weiß das Schachkid nach einer Kopfvermessung, es hat einen großen Kopf und braucht mindestens die Größe L. Wo viel Hirn, da viel Kopf, denkt das Schachkid nur.
Diesmal ist das Schachkid clever und bricht 45 Minuten vor der Runde ind Spiellokal auf. Und siehe da, es gibt einen unterirdischen Weg ins Spiellokal, wo man diverse Fahrstühle kombinieren und Treppen vermeiden kann. Am Brett wartet El Presidente. Der will erstmal spielen, bietet vernünftigerweise im 9. Zug Remis. Das Schachkid lehnt natürlich ab, gewinnt rasch einen Bauern und bietet dann vorsichtshalber Remis, Gemeinsam hat man das Gefühl, man hat alles richtig gemacht und geht Bier trinken. Während der dicke Doktor und der Vereinschef auch Remis machen, allerdings erst drei Stunden später. Das geht auch effizienter, wie das Schachkid zeigte.
Das Schachkid sitzt in der Hotellobby und hat Hunger. Der Doktor geht nicht ans Telefon. Also ab zum Buffet. Aber da ist es nicht schön, man sitzt im Gang wie der Affe auf der Vespa. Also schnell den Seehecht weggeputzt und in die Hotelbar gewechselt, wo schon der Rest der Vereinsbande sitzt. Wenn sogar El Presidente einen Sex on the Beach trinkt, war es zweifellos ein würdiger Tag.