Der Doktor ist klar für mobile Zwecke nicht zu gebrauchen. Das Schachkid möchte sparen und hat daher beschlossen, auf einem Park and Ride Parkplatz parken. Der Doktor gibt zu bedenken, man müsse für 5,90 € ein Parkticket ziehen und dann noch für fünf Euro einen Fahrschein kaufen. Da sei das Parkhaus nur unwesentlich teurer. Und man müsse auch so weit laufen. Das Argument überzeugt das Schachkid. Am Hotel angekommen trifft man den Schatzmeister des Vereins. Dieser informiert, am Wochenende sei das Parken auf dem Park and Ride Parkplatz kostenlos. Das Schachkid schaut den Doktor sehr böse an und zahlt am Abend 22 € Parkgebühr.
Ganz lieb schaut dafür Bella. Das Schachkid ist sehr angetan. Das Hotel hat über Nacht einen Roboter organisiert, der an der Rezeption steht. Er erzählt Witze und gibt ein leises Lachen von sich, wenn man ihn streichelt. Er transportiert Broschüren und weiteres Material. Das wichtigste aber, wenn man einen Raum oder sein Zimmer sucht, schwebt der Robotor, leise Musik spielend und ein melodisches „Bitte folgen Sie mir“ den Wegweisend voraus. Das ist die Zukunft, das Schachkid möchte die Roboterdame gerne einpacken und mitnehmen.
Vor der Partie vernascht das Schachkid einen Glückskeks. Spruch auf dem Zettel: Man ist nie zu alt, um schlechte Angewohnheiten zu verlernen. Blöder Keks, was meint der Keks damit? Das Schachkid muss nix verlernen und hat ein reines Gewissen.
So einen Gegner kann das Schachkid leiden. Zuerst fünf Minuten zu spät kommen und sich nicht mal entschuldigen. Das geht am Nebenbrett, wo der Gegner auch zu spät kommt, besser. Er entschuldigt sich beim Gegner. Dann sammelt er beim Schachkid aber enormen Minuspunkte, als er in beachtlicher Lautstärke drei Äpfel laut krachend und schmatzend verspeist. Das würde sich das Schachkid verbitten, wenn es an dem Brett spielen würde. Wo wir einmal dabei sind, dem Schachkid gefällt das Thema Dresscode von der Schnellschach-WM sehr. Jedenfalls laufen da keine Milchbubis mit Vollbart im Jogginganzug rum.
Zurück zum Gegner. Nach jeden Zug ist er weg und das Schachkid muss warten. Ist er denn mal da und das Schachkid zieht, so schreibt der Gegner nicht auf, sondern macht gleich seinen Zug und schreibt erst dann auf des Schachkids Zeit. Das kann das Schachkid gar nicht leiden. Am Nebenbrett kracht es. Man ist nach den drei Äpfeln auf eine Keksdose umgestiegen und verspeist nun laut krachend Kekse.
An einen anderen Nebenbrett erspäht das Schachkid den Schiri vom Bremer Silvesteropen. Das Schachkid sagt freundlich „Na, vor drei Tagen noch in Bremen und jezt schon hier?“ Der arme Mann schaut hilflos. Und es bestätigt sich mal wieder, jeder hat einen Doppelgänger. Das Schachkid wird auch schon wieder angesprochen „Na, Dich kenne ich doch vom Pfingstschnellschach.“ Das Schachkid kann sich beim besten Willen nicht an den freundlichen Frager erinnern. Offenbar hinterlässt das Schachkid Eindruck, denn das letzte Schnellschachturnier im schönen Plaue in Thüringen ist schon ein paar Jahre her.
Das Schachkid muss weiter leiden. Vom Gegner kommt ein Bekannter gucken. Und neigt sich dicht an das Schachkid heran. So nah, das der dicke Bauch des Kibitz fast des Schachkid Nase berührt. Das verbittet sich das Schachkid.
Leiden auch auf dem Brett. Mal testen, ob Königsindisch auch gegen das Londoner System funktioniert. Nach der Eröffnung ist die Stellung etwas crazy. Das Schachkid beschließt, intuiitv zu spielen, ein Qualitätsopfer zu bringen und auf Taktik zu hoffen. Forciert ist da aber nix und das Schachkid hat auch nicht alles durchgerechnet. Und das intuitive Oper ist eben auch nicht korrekt. Punkt für den Gegner.
Der Doktor ist ein Bulle. Er holt drei aus drei und spielt schon vorne mit. Da geht vielleicht noch was.
Das Schachkid widmet sich derweil der täglichen Aufgabe. Am Morgen hat das Schachkid recherchiert. Die Kreditkarte muss möglicherweise neu initialisiert werden. Also kauft das Schachkid einen Kaffee, steckt extra die Karte in das Lesegerät in der Hoffnung, dann endlich die Tageszeitung erwerben zu können. Aber nix ist, das Schachkid muss weiter um seine Zeitung bangen. Immerhin, es bleibt die Bar. Die mit wunderbaren alkoholfreien Cocktails aufwarten kann. Irgendwie muss man sich die Zeit vertreiben.
Am Brett zeigt sich mal wieder, ein Dresscode ist wirklich angezeigt. Nicht am Brett des Schachkid. Der Gegner, offenbar ein netter Mensch aus Berlin, sieht einfach unverschämt gut aus. Und könnte wahlweise den Odysseus in einem Film spielen oder sonstwo modeln. Was man am Nebenbrett nicht sagen kann. Da spielt das Potsdamer Nachwuchstalent L. Die Gegnerin tritt in Schlabberjoginghose und bauchfreien Tanktop an. Sorry, ein Mindestmaß an Etikette scheint dem Schachkid doch geboten. Der arme L. erspielt sich eine bessere Stellung und übersieht dann leider den Mattangriff der Gegnerin.
Die Frauen in Wallung bringt auch das Potsdamer Nachwuchstalent P. Das Schachkid wird auf einen kleinen Tumult vor der Tür aufmerksam. Neugierig, wie das Schachkid nun mal ist, begibt sich das Schachkid an den Ort des Geschehens vor den Turnierraum. Dort steht der P. , sich offenbar keiner Schuld bewusst. Daneben eine laut zeternde Dame. Diese verfolgt den Schiri zu seinem Tisch und belehrt ihn, er müssse sich doch dringend vor dem Turnierraum aufhalten und darauf achten, dass man dort nicht laut spreche. Der so belehrte Schiri macht genau nichts. Und ignoriert das zeternde Weib. Das Schachkid rät dem 14jährigen P., das man an seiner Wirkung auf die Damenwelt wohl noch arbeiten müsse.
Die Dame hält sich nun dauerhaft in der Tür zum Turnierraum auf. Was das Schachkid als Gelegenheit für einen Hinweis nimmt, dass das Schachkid gerne vorbei möchte und man so die Türe blockiere. Ganz offenbar handelt es sich um eine Helikoptermama, die mit scharfen Auge ihren ca. 10jährigen Sohn beobachtet. Ihm auch mal ein Zeichen gibt, was das Kind zum Nicken veranlasst. Und offenbar hat der arme P., der auf die Damenwelt hofft, die Helikoptermama alarmiert, die den Sieg des Kindes, das um das Brett 56 spielte, also beim besten Willen nicht vorne, alarmiert, die um des Spiels des Sohnes fürchtet.
Das Schachkid ist der Meinung, dass die Eltern die Kinder doch einfach mal in Ruhe lassen sollen. Die spielen auch alleine. Die Helikoptereltern machen so das Schachspiel den Kindern nur madig. Dem Schachkid fallen auf Anhieb, selbst in Potsdam, genug Beispiele ein. Da nützt es auch nix, wenn das Kind schon früh einen CM-Titel erringt und der Papa das Kind dann mehr oder weniger vergrault.
Aber zurück zur Partie. Das Schachkid übersieht den Gewinn in der Eröffnung mit 9.d4. Dafür sieht das Schachkid den Einschlag des Gegners auf g3, wo die schwarze Dame mal eben reinhaut und aufgrund einer Fesselung nicht nehmen kann. So geht Taktik. Das Schachkid kann zwar ins Endspiel abwickeln, aber mit zwei Minusbauern. Die das Schachkid mühevoll zum Bedauern des Gegners zurück gewinnt. Das Schachkid möchte lieber nichts riskieren und bietet Remis. Der Gegner nimmt, vielleicht auch aufgrund seiner wenigen Zeit auf der Uhr, an. Den Sieg hätte er jedenfalls in seiner guten Stellung verdient gehabt.
Der Doktor ist derweil am Brett 1 angekommen, vergeigt es aber. Das war es mit der Qualifikation. Aber dafür ist er in herausragender Form, am sowie neben dem Brett.
Nein, spielerisch kann das Schachkid nicht zufrieden sein. Da kann auch das Grünzeug nicht trösten, dass das Schachkid Abends im Knossos Palast verspeist, während der Doktor und der Schachwizard sich über lieblich duftende Fleischgerichte her machen. Das Schachkid ist sehr unzufrieden, mit der Partie und erst recht mit dem Grünzeug, was weder schmeckt noch satt macht. Der Schachwizard erweist sich einmal mehr als umsichtiger Freund und bestelltdem Schachkid zum Dessert ein Schweinefilet mit Käse überbacken eingebettet in einer Metaxasauce. Der Schwachwizard ist der wahre Krisenmanager am Tisch.
Endlich wieder so richtig aktiv mit deinem Blog. Danke dafür, denn ich hab jeden Tag was zum Grinsen…