Und wieder Sonnenschein, das Schachkid ist jetzt eingegroovt. Für die gute Nachricht des Tages sorgt der Schachwizard. Er erspäht einen Schuhladen, wo es des Schachkids Lieblingsmarke Bullboxer gibt. Diese waren eigentlich pleite, wurden aber offenbar aufgekauft und sind für bunte Schuhdesigns bekannt.
Es zeigt sich mal wieder, abends besser kein schweres Essen und Cognac soweiso nicht. Die Nachtruhe stört es doch erheblich. Dabei hat das Schachkid in der Welt gerade eine Kolumne gelesen, dass ausdrücklich den abendlichen Weingenuss betont, wegen der guten Inhaltsstoffe und dem sozialen Kit. Jedoch Cognac war damit wohl nicht gemeint. Wobei das Schachkid denkt, ein guter Cognac in Ehren kann man wirklich nicht verwehren – wenn er alt und weich ist. Das Hotel hat leider nur die Standardware.
Stimmung auch beim Frühstück im Hotel. Viel Gebrüll am Einlass zum Frühstücksraum. Zwei Zuhälter mit ihren Nutten wollen hinein. So ist jedenfalls der erste Eindruck. Zwei Herren mit behaarter Brust, Goldkettchen am Hals, recht verlebten Gesicht und erkennbar osteuropäisch oder einen leichten orientalischen Hauch, jedenfalls keine Araber oder Türken, begehren Einlass. Dazu tragen weiße Hosen, weisse Jackets nebst schwarzen Hochglanzslippern. Flankiert werden sie von zwei jungen Damen. Die eine ist in eine Art Brautkleid gehüllt, was aber keines ist. Die zweite Dame steckt in einem hautengen Kleid aus Alufolie, so wirkt es jedenfalls. Beide Damen stark frisiert und extrem geschminkt – das Schachkid muss es leider sagen. Der Grat zwischen edler Eleganz und billiger Erotik ist ziemlich schmal. Der Leser mag sich denken, wohin das Pendel schlägt. Nochmal schärfer wird der Kontrast, wenn den beiden Paaaren ungefhhr 40 verpeilte Schachspieler aus dem Frühstücksraum dem Lärm entgegen schauen.
Das Schachkid motiviert sich auf den Gang zum Spiellokal mit Musi, eine echte Entdeckung:
Ganz klar neuer Lieblingssänger des Schachkids.
Zügig geht es heute los, nur 15 Minuten Verspätung. In der Partie sieht das Schachkid schnell seine Felle davon schwimmen, als der Gegner lang rochiert und am Königsflügel aufmaschiert. Zudem hat der Gegner mit einem Monster aufgerüstet, dass er hastig trinkt. Das Schachkid hält mit einem Kaffee vom lokalen Barista entgegen. Und ist dann doch sehr stolz, Gegenspiel zu finden, was zu einer recht schwungvollen Partie führt. Die beste Partie des Schachkids bei diesem Open bisher.
Das Schachkid ist mit der Partie zufrieden und hätte das Turmendspiel vielleicht ausspielen sollen. Unzufrieden ist der ältere Herr am Pissoir in der Toilette. An dieser steht er alleine und verrichtet lautstark sein Geschäft. Offenbar analysiert er seine Eröffnung, Englisch kam offenbar aufs Brett, und beschimpft die Wand wie ein Rohrspatz. Am Waschbecken geht die Litanei weiter. Nun beschimpft er sein Spiegelbild, wie schlecht er Schach spiele. Da kann man mal wieder sehen – so gut wie jeder Schachspieler hat mindestens einen kleinen Schaden weg.
Das Schachkid fandet nach Essen und findet einen entzückenden Inder um die Ecke. Das Schachkid ist der einzige Gast und genießt ein pikantes Hühnersüppchen. Schließlich kommt ein weiterer Gast. Dieser möchte gerne das Wochenmenü nehmen. Der indische Kellner versucht 5 Minuten lang zu erklären, dass heute Sonntag sei und das Menü wie in der Karte beschrieben nur Montag bis Freitag erhältlich sei. Der Gast verlangt nach glutenfreien Essen. Der Kellner empfiehlt Butter Chicken. Der Gast will lieber was glutenfreies und vegetarisches. Das Schachkid will eine Grillplatte und dankt dem lieben Gott für seinen robusten Magen.
Heute ist man mit 20 Minuten Verspätung dabei. Das Nebenbrett ist richtig abgenervt. Da ist das Schachkid vergleichsweise froh gestimmt. „Life is Life“ von Opus ist heute die Einlaufmusik, die täglich wechselt. Dieser Klassiker wäre jedenfalls auch was für das Potsdamer Schachopen.
Das Schachkid jedenfalls hat schon wieder eine Erfurterin, die dem Schachkid wahrlich nicht geheuer ist. Die Dame spielt recht filigran und behält den Bauern, den sie dem Schachkid in der Eröffnung gemopst hat. Und bringt diesen auch wirklich hübsch zur Geltung und im Endspiel durch. Die Blicke, die die Erfurterin dem Schachkid entgegen wirft, sind recht bohrend und verunsichern das Schachkid schon ein wenig. Alle paar Minuten kommt ein Blick, der fragen will „Was macht der Idiot da eigentlich am Schachbrett?“, „Hat er einen Plan?“, „Ist er völlig bekloppt?“. Das Schachkid weiß nicht recht, was es davon halten soll. Die Dame wirkt nett, sonst wird das Schachkid aber normalerweise nicht so kritisch beäugt.
Nach dieser Niederlage ist dem Schachkid nach was Grünen. Die Foodtrucks beim Grenke-Open offerieren leider nur Burger und Pommes. Das Schachkid braucht Vitamine und läuft zum Bahnhof, wo es einen schönen Biergarten und den aus Potsdam vertrauten Haferkater vorfindet. Der Salat ist überraschenderweise, wenn er so den ganzen Tag liegt, nicht gerade eine Wucht.
Der baldige IM meldet sich um 20.40 Uhr und möchte gerne essen gehen. Da bekommt das Schachkid, das den Abend in der geschlossenen Bar mit Jazzmusik, die wird immerhin gespielt, verbringt, leider nicht mehr mit.