Stolze neun Runden Schach sind beim Grenke-Open 2025, dem weltgrößten Schachevent, geschafft. Zeit, ein Fazit zu ziehen.
Erstmal die sportliche Seite. Mit 4 aus 9 Punkten hat das Schachkid sein Ziel, 50 % zu holen, nicht ganz geschafft. Das eine oder andere Remis hätte man ausspielen können. Hier und da wurde ein Gewinnzug übersehen und ein halber Punkt verschenkt. Eine Partie durch massive taktische Einsteller hat das Schachkid diesmal nicht verschenkt. Ein minimales Minus bei der Elo, ein etwas größeres Plus bei der DWZ- die 1600 sind wieder gesichert. Zudem fühlt sich das Schachkid nun wieder zum Training motiviert. Damit kann das Schachkid für sich ein positives Fazit ziehen.
Das Schachkid war hier das erste Mal bei einem Chess960-Turnier zugegen. Was großen Zuspruch fand, bei Spielern aller Leistungsklassen. Es wird interessant werden, inwieweit sich Chess960, auch Freestylechess genannt, verbreiten wird. Es wird sicher nicht zum Ende des klassischen Schachs führen. Langfristig werden beide Arten von Schach nebeneinander her existieren. Aber es zeigt sich schon, das da was neues ist, was nicht verschwinden wird und auch seine Nische verlassen hat. Freilich wird Freestylechess durch Magnus Carlsen und Jan Henric Buettner sehr getrieben. Viel Geld wird hier investiert. Was ist, wenn der Mäzen abspringt? Für Profis ist Freestylechess sicher spannend dadurch, das man sich nicht auf den Gegner vorbereiten muss und die Auslosung der Stellung Spannung bringt. Und Grenke 2025 hat es gezeigt – noch können Amateure hier Titelträger des klassischen Schachs schlagen. Es wird spannend werden, wie sich die Sache weiter entwickelt.
Was spricht für und gegen Grenke 2025? Für das Turnier spricht zunächst erstmal, das Gefühl, an einem wirklich riesigen Event teilzunehmen. Man kann den Stars ganz nahe sein, die man sonst nur aus den Medien kennt. Es ist ein bisschen, als ob man auf einem Musifestival ist. Nicht alle Bedingungen sind ideal, aber man verspürt eine gewisse Stimmung. Beeindruckend ist auch das Rahmenprogramm. Mit dem Livekommentar vor Ort mit dem wirklich witzigenn Klaus Bischoff bis hin zur medialen Berichterstattung via Youtube. Aber reicht das?
Dafür spricht weiterhin, dass man 9 Runden Schach spielt. Zumindest in Deutschland ist dem Schachkid kein anderes Turnier dieser Länge bekannt. Da muss man schon zumeist ins Ausland fahren und eine Woche Urlaub nehmen. Durch die Gruppengröße hat man auch schnell gleichwertige Gegner. Karlsruhe als Stadt ist sehenswert. Um das Spiellokal herum gibt es preiswerte Möglichkeiten zum Übernachten. Der Spielort ist mit dem Auto als auch mit Öffis gut erreichbar. Und auch die gastronomische Versorgung haben die Organisatoren gut gelöst. Man bekam zu jeder Zeit ein Getränk oder etwas zu Essen ohne anzustehen. Gleiches gilt für die Anmeldung, doe online möglich war.
Was spricht dagegen? Nun, die Spielbedingungen. Jede Runde ging in der Gartenhalle, in der die Mehrheit der Spieler spielte – Chess960 nebst den ersten Brettern des A-Turniers waren in der Kongresshalle, gingen mit 20-30 Minuten Verspätung los. Die erste Runde ließ mehr als eine Stunde auf sich warten. Das bekommt beispielsweise der Schachbund mit der DSAM, die durchaus in mehreren Räumen und hohen Spielerzahlen statt findet, wesentlich besser hin.
Es geht kaum anders – durch das Spielen in einer sehr großen Halle ist es immer Lut. Husten, Stühle rücken usw. – wer sich konzentrieren will, muss mit einer permanenten Geräuschkulisse leben. Was bei einem Turnier dieser Größenordnung auch kaum möglich ist. Wirklich problematisch ist der geringe Platz für den Spieler. Es ist gerade so Platz für das Schachbrett nebst Uhr. Um den Arm vor dem Brett abzulegen oder einen Kaffee abzustellen, ist eigentlich kaum Platz. Ganz zu schweigen von der Ablage einer Tasche neben dem Stuhl. Die Tische stehen sehr beengt. Geht hinter einem jemand vorbei, wird man ständig angerempelt. Um es klar zu sagen, von den Spielbedingungen ist es recht katastrophal.
Daher auch das Fazit des Schachkids – man muss es mal gesehen und mitgemacht haben. Ein Meilenstein im Leben eines Schachspielers. Eine mehrmalige Teilnahme empfiehlt sich aufgrund der Spielbedingungen eigentlich nicht. Dann doch lieber ein gemütliches Osteropen mit weniger Teilnahmen, Ruhe und mehr Platz am Brett.