19. Januar 2015

Briesen überrascht mit Unentschieden

In der Regionalliga Ost traf die Briesener Mannschaft am 18. Januar auf Rüdersdorf II, die in Bestbesetzung antrat. Die Rüdersdorfer stellen nicht nur eine der jüngsten Mannschaften der Liga, sondern brachten auch drei Damen mit, was insgesamt für eine optisch ansprechende Mannschaft sorgte. Auch die Briesener steuerten zwei Damen bei. Kurz, Briesen war an diesem Wochenende das Epizentrum des Damenschachs.

Was Briesen jedoch nicht daran hinderte, gleich einen Punkt abzugeben. Mangels Spieler fuhr der Rüdersdorfer Bernhard Rutschke am ersten Brett den Punkt ein. Für das achte Brett flog der SV Briesen mit Anja Braun gar Ersatz aus Berlin ein.

Am zweiten Brett traf Philipp Heinrich auf den Rüdersdorfer Moritz Petersen. Beide erlebten ein Deja Vu, hatten beide doch einen Tag  zuvor erst beim Schachopen in Leegebruch die Klingen gekreuzt – leider mit unglücklichen Ausgang für Heinrich. Diesmal lief es besser. Petersen etablierte eine Bauernkette entlang der Diagonale a7-d5, die in einem Springer auf d4 gipfelte. Heinrich stand gedrückt, hielt aber dem gegnerischen Angriff stand. Logische Konsequenz: Man einigte sich auf Remis. Der Briesener kam pünktlich zum Mittagessen, der Rüdersdorfer widmete sich der Differenzialrechnung. 1,5 – 0,5 für Rüdersdorf.

Vicky Eue am fünften Brett spielte ungewohnt zahm und ließ ihr flottes Angriffsschach vermissen. Patrick Giese lies sich anstecken. Schnell waren 20 Zügen herunter gespielt, viele Figuren abgetauscht und eine Stellung mit remislicher Tendenz auf den Brett. Die Briesenerin wiegte sich in Sicherheit und ließ prompt einen Läufer stehen. Ein Mehrbauer versprach Hoffnung und Kompensation. Giese roch Lunte und wollte wiederum gewinnen. Dies weckte wiederum den Ehrgeiz von Eue, die nun alle Verteidigungskünste aufs Brett warf. Beide Könige eilten zum Königsflügel, Gemetzel unter den Bauern, Giese nahm den falschen Bauern, Punkt für Briesen und Ausgleich zum 1,5 – 1,5.

Das dritte Brett wirkte noch recht verschlafen. Olaf Budach schaute recht müde aus der Wäsche und versuchte, mit Kaffee und frischer Luft in Schwung zu kommen. Es half nix, nach 9 Zügen stand die Uhr nur noch die Uhr nur noch bei 1:09, während Robert Richter auf 1:40 kam. Dann gab Budach Gas und belagerte einen gegnerischen Isolani auf d5. Richter jedoch, vom Vortag in Leegebruch von taktischen Finessen Briesens gewarnt, verteidigte zäh und zwang den Briesener ins Dauerschach. Punkteteilung in ausgeglichener Stellung und ein Stand von 2 – 2.

Unsymmetrisch ging es bei Volker Heinrich gegen Anna Voigt am sechsten Brett zu. Der Briesener konzentrierte seine Figuren am Königsflügel, die Rüdersdorferin am Damenflügel. Nach taktischen Geschiebe mit Abtausch ging es weiter mit der Unsymmetrie. Heinrich hatte einen Bauern mehr am Damenflügel, Voigt einen Bauern mehr am Königsflügel. Jedoch konnte keine Seite einen Durchbruch finden. Beide Spieler wirkten zunehmend genervt, schauten nach den Mannschaftskameraden und einigten sich in ausgeglichener Stellung auf Remis. 2,5 – 2,5 stand es nun.

Kritisch beäugte der Briesener Schatzmeister Marco Belling seine Stellung. Immer wieder die Stirne runzelnd schien er sehr unzufrieden. Dazu gab es keinen Grund. Die Stellung gegen seine Gegnerin Madleen Walther sah symmetrisch und ausgeglichen aus. Jedenfalls bis 12.00 Uhr Mittags. Dann griff die Rüdersdorferin an, lavierte geschickt mit der Dame um die eigenen Bauern herum und brach auf b2 in die weiße Stellung ein. Ähnlich sah es am achten Brett aus, als ob sich die Rüdersdorferinnen zum Angriff verabredet hatten. Belling hatte einen isolierten Bauern auf d4 zu beklagen. Die Gegnerin verschmähte den Isolani und räumte lieber den gegnerischen Damenflügel ab. Belling hatte nun einige Bauern weniger und sah schweren Zeiten entgegen. Zeit war jedoch genau das, was Walther fehlte. So gab es ein Remisangebot, der Schatzmeister willigte freudig ein. 3 -3, keine Mannschaft führt.

Anja Braun bekam es am achten Brett mit Carolin Wolf zu tun. Letzte tausche geschickt ab und verpasste der Briesenerin eine isolierten Doppelbauern auf der a-Linie. Wolf geriet allerdings in Entwicklungsnachteil, der gesamte Damenflügel stand noch auf der Grundreihe. Braun suchte ihr Heil im Angriff am Königsflügel, der lange gut aussah, aber letztendlich nicht voll durchdrang. Wolf holte in der Figurenentwicklung auf und gewann einen Bauern auf der a-Linie. Beide Damen rangen in den nächsten Stunden verbissen um jeden minimalen Vorteil. Schließlich brach Wolf mit der Dame auf b2 in die Stellung der Briesenerin ein. Eine Leichtfigur ging verloren. Nach reichlich Abtausch hisste Anja Braun die weiße Flagge. Rüdersdorf liegt nun mit einem Punkt vorn.

Kellner am 6. Brett spielte wieder einmal die längste Partie des Tages. Uwe Becker. erkältungsgeschwächt und dick eingemummelt, eröffnete mit f4. Die Bird-Eröffnung war dem Briesener völlig unbekannt. So verlor Kellner alsbald unnötig einen Bauern und stand sehr gedrückt. Der Briesener bot Remis, der Rüdersdorfer lehnte ab. Was der Briesener verstand, er hätte das Remis auch nicht genommen. Becker fand jedoch nicht den Gewinnweg und ließ den Abtausch seines starken schwarzfeldrigen Läufers zu. Kellner etablierte einen Bauern auf der 7. Reihe, gewann dann den Bauern zurück, dann noch einen Bauern und dann die Qualität. Nach einem Bauernrennen zog Kellner mit dem Bauern zuerst ein. Becker streckte einem Zug vor dem Matt die Waffen. Der Sieg bringt den Ausgleich und das 4 -4.

Fazit – Ein sehr glückliches aber auch nicht unverdientes Remis für die Briesener und spannende Partien an allen Brettern.

2 Comments

  • Hallo René,

    schau Dir mal die Partie nach 58… Db6+ an.

    59.Ka8 ergibt eine bekannte Remis-Stellung:
    – 59… Dxc7 ist patt
    – Da der Bauer droht einzuziehen, bleibt nur 59.Dc6+ Kb8. Nun droht der Bauer wieder einzuziehen und auf 60.Db6+ kommt wieder Ka8.

    Aber der Tüchtigte hat auch mal das Glück auf seiner Seite! Die Mehrqualität war gut herausgespielt.

    Ich gratuliere Dir auch herzlich zu Deinem tollen Blog. Seit Anfang bin ich dabei und lese gerne Deine Berichte.

    Viele Grüße

    — Manfred

    • Hallo Manfred,

      Danke für das Lob. Die anwesenden Briesener standen draußen, sahen das Remis auch und fragten sich: Kennen wirklich beide dieses Remis nicht oder wer blufft jetzt besser? 🙂

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