26. August 2025

Lichtenberger Sommer – Reiselust mit Reisefrust

Dritter Turniertag – das Schachkid ist so motiviert, dass es ungeplant und aus Versehen die heimische Küche aufräumt. Das tut auch Not. Denn der dicke Doktor hat sich für den Freitag angekündigt und gedenkt, mit dem Schachkid die Schlacht zu Dennewitz zu spielen. Da muss der Lichtenberger Sommer mal zurück stehen. Das schöne Turnier der beiden Rene’s in dem schönen urigen Wirtshaus und dem kleinen Museum gegenüber ist dann wichtiger.

Vor dem Turnier hat der liebe Gott die Anreise gesetzt. Und die geht heute schief. Das Schachkid hat sich eine Verbindung herausgesucht und möchte heute mit dem Regio fahren. Der steht auch da, obwohl er erst noch kommen soll. Das Schachkid erhält einen Anruf vom Kindergärtner. Der Regio fahre nicht wegen eines Polizeieinsatzes, man müsse die Bahn nehmen.

Das Schachkid eilt zum anderen Bahnsteig und trifft dort den Kindergärtner an, der um seine entspannte Anreise fürchtet. Und das zu recht. Von diesem Bahnsteig fährt zwar was, aber nur bis Gribnitzsee. Denn der Polizeieinsatz ist in Wannensee. Die Logik besagt also, es muss eine Lösung her, die Wannensee umfährt. Der Kindergärtner schlägt die Anmietung eines Miles vor. Dieses kostet 180 €. In der Halle des HBF Potsdam eilen zwei ältere Damen am Schachkid vorbei und rufen, man müsse die letzte noch vorhandene Taxe erwischen. Das Schachkid ruft ein Uber. Für moderate 30 € schaukelt man nun nach Nikolaisee, erste Station hinter Wannensee. Angelo, ein netter Grieche, steuert das Gefährt. Das Schachkid kann leider nur „Khalimera“ sagen und entwickelt spontane Sehnsucht nach dem Knossos-Palast. An Wannensee vorbei fahrend sieht man aus dem Uber heraus den  RE1 vorbei rasen, der Polizeieinsatz ist offenbar beendet.

Da in Nikolaisee kein Regio hält, muss man wohl oder übel auf die S-Bahn warten. Dort treffen das Schachkid und der Kindergärtner zwei Schotten an, offenbar Vater und Sohn, die Orientierung suchen. Potsdam wird gesucht. Das Schachkid verweist auf das Gleis nebenan, Die Schotten sind irritiert und rufen immer noch Potsdam. Nach einigen Hin und Her stellt sich raus. Die Schotten finden Berlin „beautiful“ und möchten gerne den Potsdamer Platz besichtigen, sind aber aus Versehen nach Potsdam gefahren.

Man hilft ja gerne weiter. Der Vater Schotte ist begeistert von der deutschen Ingeneurskunst und der „Green Energy“. Er weiß zu berchten aus den Zeiten, als er studiert habe. Da wurde ihm noch gesagt, alle Deutschen seien böse und man solle diese möglichst klein halten. So ist das mit der Geschichte. Um so schöner, dass es den beiden Schotten heute in Berlin gefällt.

Weiter geht es mit der Bahn. Am Ostkreuz wird die Bahn gewechselt. Und wer steht denn da herum? Der freundliche baldige IM, der mal Potsdamer war und nun zum Schachclub Kreutzberg dissertiert ist. Er hofft auf den Turniersieg und freut sich auf ein Normenturnier, was er demnächst spielen möchte. Das Schachkid drückt die Daumen, dass der den IM schafft. Das Zeug hätte er dazu. Zur Stärkung futtert er am Brett jedenfalls Nüsschen. Das ist ein Anfang. Denn aus seiner beruflichen Tätigkeit weiß das Schachkid, Nüsschen sind die Nahrung der Wahl für einen Krisenstab. Das ist am Schachbrett nicht anders. Auch wenn das Schachkid Bratwürste bevorzugt.

Trotz der Probleme ist man genau zum Rundenbeginn da. Am Brett wartet heute ein junger Kölner. Es gibt viele Kölner in diesem Turnier. Offenbar wurde aus der Stadt am Rhein eine kleine Delegation entsandt. Wie auch  immer. Das Schachkid macht ein paar Züge, dann muss der Kölner erstmal warten. Das Schachkid braucht erstmal ein Stück Kuchen und einen Kaffee.

Draußen sitzt die unverwüstliche Mandy, die hier wieder mit viel Nachwuchs aus dem schönen Barnim verweilt. Mandy wird überraschenderweise schön 50 Jahre alt, möchte aber keine Geschenke haben, sondern lieber Geld für den Nachwuchs sammeln. Denn Schachturniere sind teuer, weil man nicht nur Startgeld zahlen muss, sondern auch noch hinreisen und schlafen muss. Wer also etwas beusteuern möchte, kann dies gerne hier tun:

Aus der Ferne erspäht das Schachkid die billige Ignazio-Kopie vom Mattnetz aus Pardubice. Da grollt das Schachkid immer noch ob der schlaflosen Nächte, wendet sich dann aber doch lieber der Partie zu.

Die Eröffnung verläuft ein wenig komisch. Das Schachkid ist sich etwas unsicher und weiß nicht recht, wie es am Damenflügel agieren soll. Der Gegner weiß offenbar auch nicht, wie es weiter geht und legt eine lange Grübelpause ein. Das Schachkid nutzt die günstige Gelegenheit und schnabuliert im Biergarten eine hervorragende Thüringer Bratwurst. Zurück am Brett hat der Kölner den schönen Zug 22. … La4 gefunden. Das sieht schon sehenswert aus. Ein Bauer geht verloren. Das Schachkid rechnet noch mit dem Verlust eines zweiten Bauern und den Durchmarsch des Freibauern und gibt vorsichtshalber auf. Der Kölner und auch die Engine halten die Stellung für nicht so klar. Vielleicht hätte das Schachkid auch noch etwas kämpfen sollen.

Nun ja, eine zweite Bratwurst im Biergarten ist ja auch was schönes. Am nächsten Tag lockt eine neue Runde, zu der das Schachkid doch sehr optimistisch ist.

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