So, heute ist Sonntag. Das Schachkid fühlt sich in Schachstimmung und noch motiviert dazu. Die nächsten Runden beginnen nun alle erst um 17.00 Uhr. Was für das Schachkid etwas problematisch ist. Da es ungern Abends spielt, die Partie mitten in der Abendbrotzeit liegt und danach noch zwei Stunden mit Öffis nach Hause gefahren werden muss.
Aber sei es wie es sei. Dafür hat man ja den Vormittag und den frühen Nachmittag Zeit. Dachte das Schachkid. Und hat dann den genialen Einfall, man könnte ja mit dem Schachwizard zu Mittag speisen. Der aus dem Norden angereist kommt, das Schachkid kommt aus dem Süden. Der Berliner HBF ist der ideale Treffpunkt. Das Schachkid gibt per Messenger konkrete Anweisungen, an welchen Ausgang es denn steht. Der Schachwizard nimmt natürlich den Ausgang gegenüber. Das hat sonst nur noch der Doktor in Falkensee geschafft.
Die Wartezeit vertreibt sich das Schachkid leicht tanzend mit einem Strassenmusiker namens Laysea. Das Schachkid ist überrascht, der Typ ist richtig gut.
Das Schachkid ist ganz angetan, kauft eine CD und hofft, dass der Schachwizard später kommt. Der steht ein paar Meter weg und beäugt peinlich berührt das tänzelnde Schachkid.
Erstmal gehts zum „Wilden Fräuein“. Hier speist man am Wasser sitzend alpine Spezialitäten. Verkehrte Welt – der Schachwizard trinkt einen Pfefferminztee. Das Schachkid hält eine Stärkung mit einem halben Liter Bier für dringend angezeigt.
Nach dem Essen ist vor der Partie. Problem, bis dahin sind es noch drei Stunden. Was nun tun? Der Schachwizward ist abgedampft. Das Schachkid beschließt, irgendwo schön zu sitzen und einen Kaffee zu trinken. Eine Hotellobby scheint dem Schachkid geeignet. Um dem Hauptbahnhof sollte es ja selbige geben. Das Osana gegenüber hat einen Italiener vorzuweisen. Die Lobby ist nix. Also geht es einmal quer durch den Bahnhof zum Steigenberger. Der Name klingt österreichisch, das Schachkid hat hier auch mal geschlafen, das kann nicht schlecht sein. Die Bar hat zu. Aber die Lobby ist gemütlich, bietet wirklich schöne Sessel an. Das Schachkid sitzt, chillt und lauscht der Jazzmusik, die durch die Lobby hallt. So gechillt hat das Schachkid nun keine Lust mehr, sich zum Bahnhof zu begeben. Es ist Sonntag und das Schachkid hat Urlaub. Ein Uber, dass im Vergleich zur Taxe nur die Hälfte kostet, scheint mehr als gerechtfertigt, um zum Spiellokal zu kommen.
Der Kindergärtner ist schon da und plädiert, er kommt künftig später. Kaffee gibt es auch noch nicht, die Bude hat noch zu, macht aber in Kürze auf. Und hat heute Apfelkuchen im Angebot. Über die gastronomische Versorgung kann man nicht meckern. Des Schachkids Berliner Freunde haben nun auch den Weg zur Trabrennbahn gefunden und schauen sich staunend um. Da sie keine Schachspieler sind, ist das für sie Neuland. Zitat von Urs „Du hast uns mal zu einem Turnier nach Leipzig mitgenommen. Da hat es ziemlich gestunken.“ Da kann sich das Schachkid zwar nicht dran erinnern. Aber so ein Turnier muss auf Dritte wohl recht seltsam wirken. Das Schachkid muss dann auch ans Brett, während die drei nicht spielenden Freunde des Schachkids im Biergarten das Bier testen.
Heute hat das Schachkid einen Senior vom USV Potsdam. Dieser ist mit 88 Jahren sehr fidel, körperlich wie geistig. Hut ab denkt das Schachkid. Außerdem war das Schachkid mit dem gegnerischen Helmut mal in einer Mannschaft. Denn die Potsdamer Schachgeschichte des Schachkids begann beim USV Potsdam, dem zweiten netten Potsdamer Schachverein neben dem PSV. Mehr nette Schachvereine gibt es in Potsdam nicht.
Das Schachkid hat sich extra vorbereitet und sich Stonewall angeschaut. Der Senior weicht aber gleich im ersten Zug aus. Trotzdem kommt das Schachkid gut aus der Eröffnung, fürchtet sich aber ein wenig vor dem Angriff, den Helmut da betreibt. Nur der weiße Turm scheint irgendwann keine Felder mehr zu haben. Also wird herum geholzt, dann ein Schach gegeben, die Dame abgetauscht und das war es mit dem Angriff. Der Schachwizard hatte dem Schachkid geraten, es solle ein taktisches Remis anbieten. Das macht das Schachkid jetzt auch. Helmut willigt nach langen Überlegen ein, ist aber mit dem Ergebnis sichtlich unzufrieden.
Nun, da ist das Schachkid recht zufrieden. Um 19.00 Uhr wird abgefahren. Um 21.00 Uhr ist das Schachkid denn auch schon zu Hause. Immehin, das Schachkid kommt in der Bahn gut mit einem Buch voran. Öffis fahren kostet Zeit, aber immerhin hat man Zeit für andere Dinge. Auch wenn die S-Bahn voller Irrer ist…