13. Februar 2015

Mercedes Benz, mein Penis glänzt

Dieses lyrische Meisterwerk vom Meisterpoeten Mr. Wixä hat das Schachkid am Samstag Abend bei „Deutschland sucht den Superstar“; kurz DSDS vernommen. Das Schachkid wird dem Schachwizard noch in 20 Jahren vorhalten, dass es diese Sendung gucken musste.

Schachkid und Schachwizard hatten sich vom 6. bis 8. Februar 2015 spontan zum Eintrachtopen in Neubrandenburg aufgemacht, um dort ein wenig Schach zu spielen. Den einen juckte es in den Fingern, der andere war noch nie da und fuhr mit. Aber andererseits fuhr man auch etwas unmotiviert los. Der eine war verschnupft und nieste beständig vor sich hin, der andere war gestresst von nervigen Kollegen, hoffte aber, endlich seine 1600 zu kriegen.

Neubrandenburg ist eine Stadt mit typisch sozialistischen Charme. Im zweiten Weltkrieg, selbiger war schon vorbei, wurde die Stadt von russischen Soldaten niedergebrannt. Heute sind nur noch Reste der Stadtmauer, deren vier Tore und ein klein wenig Fachwerk erhalten. Das Schachkid kennst sich hier aus, weil es mal im nahen Demmin gewohnt hat.

Das Eintracht-Open fand heuer zum 24. Mal statt. 60 Spieler zumeist aus Mecklenburg sowie einige versprengte Berliner, fanden sich im Park-Hotel, im ehemaligen Haus des Bauern, ein. Der Schachwizard fand sich im A-Open im ersten Drittel des Feldes gesetzt wieder, das Schachkid war etwas überraschend vorne im B-Open gesetzt. Es sah also gut aus.

Über die Mecklenburger kann das Schachkid kaum etwas lustiges oder kritisches Schreiben. Die Leute da sind alle so schrecklich seriös und freundlich. Es fehlt in Mecklenburg-Vorpommern an schachlichen Irren. Lediglich die verrissene Mädchengang, die in den Katakomben des Hotels, krude Hiphop-Musik aus dem blechern klingenden Handy hörte, ließ auf etwas Irrsinn hoffen.

In der ersten Runde ging es gegen Egon Moritz. Das Schachkid spielte wie immer Abends mies und ließ drei Bauern stehen. Aus diesem Grunde mag das Schachkid keine Abendrunden, weil es grundsätzlich mies spielt. So stand der Gegner schon wesentlich besser und das Schachkid wollte aufgeben. Aber, es gibt da eine Order von der Chefmama an das Schachkid aus dem Jahr 2012: „Niemals aufgeben!“ Daran hält sich das Schachkid dankenswerter Weise bis heute. Offensichtlich waren Abendrunden aber auch nicht des Gegners Sache. Hoffnungsvoll griff Schwarz einen Bauern an… und ließ einen Turm stehen, den das Schachkid freudig mitnahm. Verstörtes Augenreiben des Gegners und ein glücklicher, aber unverdienter Sieg für das Schachkid. Auch der Schachwizard ließ zum Auftakt nix anbrennen und holte sich den ersten Punkt.

Hoch motiviert startete man nach kurzer Nacht. Das Schachkid bekam es in der zweiten Runde mit Udo Jürgens zu tun. Ach nein, dieser große Sänger (Das Schachkid mag besonders das Lied „Griechischer Wein“) ist leider gestorben. Aber Ingo Lange, stets im Anzug am Brett, hat eine verblüffende Ähnlichkeit mit ihm. Das Schachkid hatte gegen ebendiesen vor drei Jahren in Falkensee ganz böse in einem Damengambit in einer Abendrunde verloren. Nun aber drehte das Schachkid den Spieß um, spielte Englisch, mit dem Schwarz nicht so recht zu Rande kam. In geschlossener Stellung opferte Lange eine Qualität und bildete einen Freibauern. Die Kunst, solche Ideen zu finden, muss wohl die Grenze zur 1700 sein. Das Schachkid wäre nicht auf diese Idee gekommen, blockierte seine Stellung im Endspiel und hielt dankbar Remis.

Der Schachwizard bekam es mit einem deutlich stärkeren Gegner zu tun und verlor nach langem Kampf. Der Schachwizard meinte, dass er hier Pech in der Auslosung hatte. Denn in der nächsten Runde gab es nun einen schwächeren Gegner. Bei einem stärkeren, aber etwas weniger starken, Gegner in der zweiten Runde wäre es vielleicht Sinn der dritten Runde auch zu einem stärkeren Gegner gekommen, Das Gegnerverhältnis wäre im Schnitt ausgewogener gewesen.

Nach Chillen im Hotel ging es gegen Uwe Wendt. Im 20. Zug ließ Weiß augenscheinlich einen Bauern stehen, misstrauisch beäugt vom Schachkid. Dieses überlegte 20 Minuten lang, sah nix Kritisches und nahm siegesbewußt den Bauern. In dem Augenblick kam der Schachwizard des Weges, schaute kurz aufs Brett, rümpfte kritisch die Nase und schaute das Schachkid vorwurfsvoll an. Wenige Züge später, nach einer Kreuzfesselung, wusste das Schachkid auch warum. Nach Abtausch, Rückgewinn des Bauern durch Weiß und zerschlagener Bauernstellung war es immerhin noch Remis. Respekt vor der Idee, einen Bauern stehen zu lassen und eine Stellung mit derartigen Weitblick zu bekommen. Der Schachwizard bekam es mit einem deutlich schwächeren Gegner zu tun. Das Schachkid hielt die Stellung lange für besser. Aber der Schachwizard schien sich schwer zu tun und baute ein Remis ein. Etwas frustriert stiefelte man zusammen ins Hotel und widmete sich nun den wichtigen Dingen des Lebens.

Erkenntnis des Abends. Fernsehen ist manchmal besser als Kino. Ersteres hatte neben Mr. Wixä einen Mann im Hundekäfig, marodierende Rentner auf Führerscheinentzug, flennende Männer mit Drogen in der Bux und rasende Bauern auf rasenden Treckern zu bieten. Wie Hape Kerkeling sagen würde, Witzigkeit kennt keine Grenzen. Ausdrücklich empfehlen möchte das Schachkid auch Ausführungen zum Knecht im historischen und soziologischen Kontext. Der Landsknecht ohne seine Lanze (Achtung Wortspiel!) sei hier hervorgehoben. 🙂

Zu einer unchristlichen Uhrzeit, um 8.00 Uhr, ging es mit der vierten Runde los. Übermüdet und halbblind vor Müdigkeit wankte man ins Spiellokal. Das Schachkid fragt sich, ob man wirklich so früh anfangen muss. Andere Schachspieler hatten die gleiche Frage an den Turnierleiter. Dieser schaute fragend zurück, zuckte mit den Schultern und meinte, das sei schon immer so gewesen. Zeit für Veränderungen!

In der vierten Runde ging es gegen Achim Wiegand. Den weißen Zug 14. Sh7 versteht das Schachkid nicht so recht. Kommt es doch lediglich zu einem Abtausch. Viel schlimmer ist dagegen, wie sich das Schachkid seinen Läufer auf h7 einsperren lässt. Der weiße Springer auf d4 steht dafür bombig. Wieder nur Remis in etwas schlechterer Stellung. Weiß könnte sogar weiter spielen und gewinnen. Das findet das Schachkid frustrierend. Bis zur fünften Runde hat das Schachkid keine Partie aus eigener Kraft gewonnen. Der Schachwizard spielte gegen eine Brandenburger Nachwuchsspielerin und legte diese mittels Bauernsturm von drei verbundenen Freibauern um. Offensichtlich eine nette Spielerin. Die Mama saß derweil draußen und strickte im Turnierverlauf fast einen ganzen Pullover.

Seit zig Jahren schläft das Schachkid in zig Hotels und checkt immer frühs hektisch aus. Der Schachwizard, nicht so hotelerfahren, dafür von Natur aus mit Cleverness ausgestattet, wies darauf hin, man könne ja den Late Check Out nutzen. So verbrachte man die Pause entspannt auf dem Zimmer und ließ sich Speis und Trank bringen.

Die Felder in der A- und B-Gruppe waren dicht zusammen. Für Schachwizard als auch Schachkid war noch ein Platz auf dem Treppchen drin. Hochmotiviert stürmte man, nach Kaffeeversorgung bei Burgerking, ins Spiellokal. Das Schachkid wurde gegen einheimischen Nachwuchs ausgelost. Dieser mit Namen Daniel Schulz bot auch gleich im sechsten Zug Remis an. Das Schachkid lehnte ab und wollte gewinnen, was aber nicht so einfach war. Das Schachkid hoffte auf die ungünstige Bauernstruktur am schwarzen Damenflügel. Die Entscheidung brachte aber das zu aktive schwarze Spiel am Königsflügel. Hält Schwarz die Stellung geschlossen und verhindert den Einbruch des weißen Turms in die Stellung, vielleicht ist es sogar maximal nur Remis. Der Schachwizard ließ es in der letzten Partie nochmal richtig krachen und legte seinen Gegner um.

Der Schachwizard landete auf einen undankbaren Platz und nahm sich vom Preisbuffet das Buch, was das Schachkid eigentlich im Auge hatte. Der Wizard wirkte halbwegs zufriedenen und ging mit einem kleinen DWZ-Zuwachs nach Hause. Das Schachkid hat keine Partie verloren und hat jetzt eine 1615. Offensichtlich bringt das tägliche Training des Schachkids doch etwas. Nun braucht das Schachkid ein neues Ziel. Bis Dezember 2015 soll die 1700 fallen. Übernächstes Jahr wird der Schachwizard überholt!

 

 

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