13. November 2014

Kleine Rabauken in Falkensee

Das Schachkid ließ am letzten Tag das spartanische und wenig schmackhafte Frühstück im Hotel sausen und fuhr, in der Hoffnung auf leckere Brötchen im Imbissteam, hungrig ins Spiellokal zum letzten Tag des Schachopens in Falkensee. Ein Lob auf die Falkenseeer Damenwelt, das Schachkid wurde nicht enttäuscht und ist voller Respekt vor dem Küchenteam, dass hier echt tolle Arbeit geleistet hat.

Für die Highlights des Tages sorgten mal wieder die kleinen Strolche vom Vortag. Diese wohnten auf dem Gelände des Spiellokals und schauten ab und an mal vorbei. Es war faszinierend. Die Kinderbande saß ruhig und interessiert an den Schachbrettern im Analyseraum und spielten ganz faszinierend Schach. Nur Minuten später tobten sie lauthals krakeelend durchs Spiellokal, pochten wild an die Fenster oder verteilten auch schon mal ausgegrabene Pflanzen im Foyer des Spiellokals.

Einer der Rabauken wurde schließlich vom Schiri aus dem Spiellokal hinausbefördert. Später versuchte er wieder, hinein zu kommen. Die Frau des Schiris stellte sich ihm in den Weg. Es entwickelte sich folgende Diskussion:

Frau des Schiris: „Du darfst hier nicht rein.“

10-jähriger Rabauke: „ Wieso net?“

Frau des Schiris: „Du hast Hausverbot.“

10-jähriger Rabauke: „Wieso?“

Frau des Schiris: „Du hast Krach gemacht, die Spieler brauchen Ruhe. Das haben wir Dir dreimal gesagt. Der Schiri hat Dich vorhin hinaus begleitet.“

10-jähriger Rabauke: „Ja, der hässliche Mann.“

Frau des Schiris: „Mein Mann ist nicht hässlich.“

10-jähriger Rabauke: „Der alte Knacker ist Dein Mann?“

Frau des Schiris: „Das hier sind alles meine Männer. Das ist kein alter Knacker.“

10-jähriger Rabauke: „Der alte hässliche Knacker hat meinen Arm knacken lassen. Ich ruf jetzt die Polizei.“

Frau des Schiris: „Ruf die Polizei. Der erzähle ich, wie Ihr Euch benehmt.“

10-jähriger Rabauke: „Ich will da rein.“

Frau des Schiris: „Du kommst hier net rein, das haben wir Dir gesagt.“

10-jähriger Rabauke (dreht Kopf weg und streckt rechten Arm und Hand aus): „Talk to my Hand“

Frau des Schiris (Guckt ungläubig)

Schachkid (steht belustigt daneben und guckt grinsend in der Gegend herum)

Rabauke (trottet von dannen)

In der vierten Runde spielte das Schachkid gegen Jens Stegmann. Dieser darf sich rühmen, dass Schachkid als erster Mensch in der Offline-Welt das Schachkid auf seine Seite angesprochen zu haben. Das fand das Schachkid sehr nett. Schachfreund Stegmann ist Mitglied beim SC Zugzwang 95 e.V. Dieser veranstaltet regelmäßig ein Weihnachtsopen und das Pfingstopen. Letzteres hat das Schachkid schon mitgespielt und möchte das Pfingstopen ausdrücklich empfehlen. Nette Leute in einem schönen Spiellokal, dass in einem Park steht. Im Frühjahr kann man nach der Partie wunderbar draußen sitzen.

Zur Partie… Das Schachkid traut sich kaum, die Partie zu veröffentlichen. Das Schachkid hat zwar gewonnen, aber völlig unverdient.

Das Schachkid wählte die englische Eröffnung, kam aber alsbald ins Hintertreffen. Der Gegner spielte so, wie man die englische Eröffnung spielen sollte, aktiv und mit Angriff. Bald sah sich das Schachkid einer imposanten Bauernfront gegenüber, die die weißen Figuren zurück trieb. Weiß musste seine Königsstellung öffnen. Nach Abtausch der Damen hatte Schwarz starken Druck auf die Bauern, die das Schachkid auch bald verlor.

Plötzlich hatte der Gegner einen starken Bauern auf e3. Es ist dem Schachkid vollkommen schleierhaft, wo der her kam. Während der Gegner Stunde um Stunde wie ein Fels in der Brandung am Brett saß und nachdachte, wetzte das Schachkid auf der Suche nach Sauerstoff immer wieder vor die Tür.

Das Schachkid entschloss sich zu radikalen Maßnahmen. Laut Engine stand es mittlerweile mit einer Stellungsbewertung von -8 sehr mies. Das Schachkid gab einen Turm, hielt diesen blöden Zug für sehr schlau und hoffte, mit Turm und den Läuferpaar irgendwie matt zu setzen.

Schachfreund Stegmann geriet zunehmend in Zeitnot, musste erst schnell ziehen, dann einen Turm zurück geben und gab schließlich auf. Offensichtlich völlig unnötig, denn laut Engine war die Stellung völlig ausgeglichen. Aber wer hat nach vier Stunden Schach schon noch einen Blick für sowas.

Fazit: Ein glücklicher Punkt und ein Schachkid mit Gewissensbissen, weil der nette Gegner so unglücklich verlor.

Nun, nach einer Stunde Pause schlug das Losglück oder Lospech zu. Das Schachkid wurde gegen Jann-Christian Tiarks ausgelost. Vor diesem 14-jährigen Nachwuchsprofi und wilden Kerl vom Fußballplatz (er ist Torwart) hat das Schachkid ein wenig Angst. Hat es doch schon dreimal gegen Jann verloren. Das Schachkid schwor Rache.

Und was war das, konnte das denn sein? Beim 24. Zug musste das Schachkid mehrfach zwinkern, um zu prüfen, ob da nicht eine Fata Morgana war. Da gab es wirklich einen Bauern zu gewinnen. Freudig begutachtete das Schachkid das überraschte Gesicht von Jann. Der Zeitpunkt der Rache war gekommen, dachte das Schachkid, und hatte die Rechnung ohne den Gegner gemacht.

Dieser verlor nun die Contenance und griff einfach an. Mit einem profanen Läuferabzug von e2 nach d1 im 29. Zug griff er die Dame an. Und das Schachkid konnte seinen Läufer nicht verteidigen und verlor selbigen. Da war das Schachkid doch sehr irritiert. Jann: Wart nur ab, beim nächsten Open nietet Dich das Schachkid um.

Das Schachkid möchte an dieser Stelle erwähnen, dass es diesen Gegner gut leiden kann und vor jugendlichen Gegnern, die viel trainieren und völlig verdient besser spielen, großen Respekt hat.

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