24. Februar 2015

Briesener Winterturnier

Das Schachkid könnte sich ohrfeigen. Es hat ein Hightech-Smartphone, hat aber vergessen, Fotos zu machen. Beim Briesener Winterturnier, dass am 21.2.2015 in Briesen statt fand. Das Schachkid traut es sich kaum zusagen. Seit 2008 ist es Mitglied beim SV Briesen. Aber das Turnier des eigenen Vereins hat das Schachkid das erste Mal mitgespielt. Und gleich die C-Gruppe gewonnen, da lief es mal gut. Die Schande von Köln wurde zumindest etwas gesühnt. Das Schachkid hatte beim Ramada-Cup magere 1,5 aus 5 Punkten geholt und seine frisch erworbene 1600 gleich wieder verloren.

Fast 80 Spieler fanden den Weg nach Briesen. Man spielte in zwei Spiellokalen. Die Gruppen A-E tummelten sich im Bürgerhaus, der größere Rest samt Eltern und Betreuern in der neu errichteten Mensa der Briesener Schule.

Philipp Heinrich als einziger offizieller Vertreter des SV Briesen, zarte 18 Jahre alt, hielt gekonnt souverän die Fäden zusammen. Neben seiner Funktion des Schiris schmiss er noch die Küche. Ungezählt waren die selbstgebackenen Kuchen, die das Buffet zierten, aber nicht so recht aufgegessen wurden. Pech für die anwesenden Spieler, Glück für die Rüdersdorfer Mannschaft, die am Folgetag zum Punktspiel anrückte.

Das Schachkid war überraschend nominell der stärkste Spieler der C-Gruppe. Gleich in der ersten Runde ging es gegen den Rüdersdorfer Robert Richter. Dieser hatte möglicherweise noch eine Rechnung mit dem Schachkid offen. Hatte dieses doch äußert glücklich in Leegebruch gegen ihn gewonnen. Gegen den Robert Richter tut sich das Schachkid immer unheimlich schwer, so auch diesmal. Zum einen liegt das der Robert Richter das Englische als Schwarzer recht solide spielt. Zum anderen sieht das Schachkid einfach keine Gewinnchancen. Vielleicht lag es an der Grippe. Oder das Schachkid hätte nicht bis nachts um halb zwei Computer spielen sollen.

Aber wie kann man 19. dxe5 übersehen? Oder 20. dxe5? Dem Robert Richter ging es Gott sei Dank nicht anders. Jedenfalls übersah er 23. … gxf6. Der weiße König kann den Springer auf f3 gar nicht so recht nehmen. Und so ging es munter weiter. Das Schachkid sieht nicht 29. Dg5, was Matt oder Damenfang droht. Man hatte Spaß und einigte sich auf ein gerechtes Remis. Schach lebt eben auch von unglaublichen lustigen Fehlern.

Recht turbulent ging es in der D-Gruppe zu, wo zwei Senioren gegen zwei Kids spielten. Wie es halt so ist, hatten die beiden netten Senioren eine recht laute Aussprache, was den Rest des Raumes in regelmäßigen Abständen zu Pssssts und Ruhe-Rufen veranlasste. Nun ja, das Schachkid vermutet, dass es als Senior auch mal eine laute Stimme haben wird, ohne es zu merken. Lieber im Alter gut bei Stimme, als total ohne Saft und Kraft.

In der nächsten Runde ging es gegen Susanne Röhr. Hier wollte das Schachkid unbedingt gewinnen. Musste es gegen Frau Röhr beim Briesener Open ein ganz blödes Remis abgeben. Was am Wodka der Vornacht lag, der Schachwizard weiß Bescheid. Susanne Röhr hat zwei schachspielende Söhne, beide spielen für Potsdam. Mama Röhr hat vermutlich dadurch das Schachspiel erlernt und spielt mittlerweile selbst ganz passabel und zeigt regelmäßig ein schönes Angriffsschach. Jedenfalls legte sie in der ersten Runde Jonathan Schenk sehr elegant um. Nur hat Mama Röhr ein kleines Problem mit der Zeit, was dem Schachkid zu Gute kam. Schach ist eben auch ganz viel Psychologie.

Auch das war eine komische Partie. Sinnlos der Damenausflug 16. Da4. Das muss man doch sehen. Ganz schlimm 29. Dxc5, Mama Röhr sieht Gott sei Dank nicht 29. … Tc8, das Schachkid schon und zittert sich dem nächsten Zug entgegen. Mama Röhr braucht viel Bedenkzeit, das Schachkid bangt und schleicht über knarrende Dielen durchs Spiellokal und holt sich vorsichtshalber ein Stück Schokokuchen zum Trösten. Weiter gehts, das Schachkid macht sich einen Freibauer, Mama Röhr hat nur noch 50 Sekunden auf der Uhr. Es wird hektisch, Mama Röhr geht zum Angriff über und entfaltet ab dem 58. Zug noch eine schöne Initiative am Königsflügel. Getreu dem Motto, nicht aufgeben, stürmt sie vor. Mama Röhr ist ein Teufelsweib. Das Blättchen fiel, Punkt fürs Schachkid.

Zeit, um wieder Kuchen zu essen. Das Schachkid befördert die Kaffeemamsell des Vereines, den ehrenwerten Olaf, zum Chefbäcker des Vereines. Mit den guten Vorsätzen von Silvester, Abnehmen, wird das wohl dieses Jahr nix mehr. Es sei denn, das Schachkid wechselt den Verein, Vielleicht schachspielende Weight Watchers. Aber nein, ein Leben ohne Kuchen ist möglich, aber sinnlos.

Weiter ging es in der dritten Runde gegen Jonathan Schenk mit den schwarzen Steinen. Hier hatte sich ein Berliner nach Briesen verirrt. Was denkt wohl ein Berliner, wenn er nach Briesen kommt? Aus der Großstadt ins verträumte Dörfchen, wo vor Jahren ein blau lackierter Storch bundesweit Schlagzeilen machte? Das Schachkid wird bei Gelegenheit mal einen Berliner in Briesen befragen.

Das Schachkid machte das gleiche wie in den anderen beiden Partien, sinnlose Züge. Das Schachkid hat in einem Buch gelesen, dass die Dame früh auf c7 muss, in der Abtauschvariante vom Caro-Kann, um Lf4 zu verhindern. Also 5. … Dc7. In dem Buch stand aber nix von 6. Sb5. Es ist nicht ok, wenn sich der Gegner nicht an die Theorie hält.

Der Bauerndurchzug 9. c5 war so auch nicht eingeplant. Erst recht nicht ein Vorposten auf d6. Da kam das Schachkid aber tüchtig ins Schwitzen, um die schwarze Stellung halbwegs zu stabilisieren. Wenn Weiß nicht 13. … Sxd6 zulässt, sieht es übel aus. Die Engine schlägt in späterer Stellung 31. … Txa2 vor. Sowas soll das Schachkid nun sehen, ein Turms schlagen, das gewinnen soll. In dem man einen Bauern gewinnt und einen Freibauern bekommt. Sowas geht nach kurzer Nacht und um 17.00 Uhr einfach nicht. 45. … fxg4 sah das Schachkid auch nicht. Oder 46. … Txf2. Na ja, was solls, Punkt ist Punkt.

Fazit: Ein sehr schönes Turnier. Da muss das Schachkid mal den eigenen Verein loben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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